Inhaltsverzeichnis
Dänemark Inselhopping 2023
Tag 1 Kiel - Haderslev
Tag 2 Haderslev - Samsø
Tag 3 Samsø Nordinsel
Tag 4 Samsø Südinsel
Tag 5+6 Samsø Der Rest
Tag 7 Samsø - Møn
Tage 8-11 Auf der Insel Møn
Tag 12 Møn - Ærø
Tag 13 Ærø
Tag 14-15 Ærø und Heimreise
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Dänemarktour



Restarbeiten

Was uns auf Reisen am besten gefällt? Nicht allein das Motorrad­fahren und das Unterwegs-sein, sondern das Leben im Camp mit Schlafsack, Zelt und Bratpfanne, Speck, Ei und Krümelkaffee, mit Pieps und Körscheis. Morgens im Zelt aufzuwachen ist ein Erlebnis, Auge in Auge mit der Natur. Besonders mit Ohrenkneifern.

Motorradtour Dänemark

Es hat Jahre gedauert, um mich an die Biester mit der Kneifzange am Heck zu gewöhnen. Im Zelt sind sie überall. Korrekt heißen sie Ohrwürmer, was es nicht unbedingt besser macht. Pieps findet Ohrenkneifer natürlich klasse, wie sie überhaupt alles große Klasse findet, was uns auf Reisen begegnet.

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Zum Frühstück haben wir Eier, Speck und Brötchen. Es ist jedesmal ein Ritual, in der kleinen Campingpfanne unser Essen zuzubereiten. Wenn ich überlege, mit wie wenig wir auf Reisen auskommen und wie glücklich wir damit sind, dann kann man daraus eine Menge für zuhause lernen.

Motorradtour Dänemark

Wir machen heute eine letzte Tour über die Insel. Es gibt noch ein, zwei Restarbeiten zu unserem Projekt, Die Erforschung von Ærø zu erledigen, bevor wir morgen nach Hause dürfen.

Vom Camp führt ein Schotterweg die Küste entlang nach Søby. Vielleicht ist es nicht immer so, aber zumindest heute, an einem neunten September herrscht hier der blanke Undertourism. Es ist schlicht keiner da.

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Greeny, Pieps und ich tuckern betont gemütlich nach Søby hinein. Man kann nicht nach Søby, ohne zugleich den Hafen zu besuchen, dafür ist der Ort zu klein. Im Grunde ist der Hafen sogar der Ort, die Fähren, die Werft, der Jachthafen, die kleine Fischereiflotte. Alles liegt hier eng beisammen.

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Ein offenes Fischerboot tuk-tuk-tuckert gerade durchs Hafenbecken und nimmt Kurs auf die See. Am Leuchtturm knattert der Dannebrog im Wind und über allem liegt das Geschrei der Möwen. Meine Güte, wie ich diese dänischen Häfenstädte mag. Liefen die Uhren noch langsamer, würde die Zeit hier rückwärts laufen.

Vorm Supermarkt steht ein Pickup mit FRISKE FISK. Eiswasser tropft von der Ladefläche auf den Parkplatz. Eine Kundin, Typ Gutemine steht in Verhandlung mit dem Fischhöker: „Ist dieser Fisch auch wirklich frisch?“
„Aber ja doch! Das ist bester Fisch frisch aus dem Meer.“

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„Fische, die so riechen, haben das Meer schon lange nicht mehr gesehen“, hätte #TrueGutemine geantwortet, dabei wurde der Fang erst letzte Nacht aus der Ostsee gezogen. Wem das nicht frisch genug ist, der muss selbst mit rausfahren und durchs tropfnasse Netz direkt in den Hering beißen.

Während ich Verleihnix dabei zusehe, wie er den Fisch in einen grünen Plastikbeutel steckt und ihn mit geübtem Griff verknotet, tutet ein Schiff. Die Fähre aus Fynshav läuft ein. Mit der geht es morgen aufs Festland. Das ist eine prima Gelegenheit, sich vorab die Verladung anzusehen.

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Es gibt vier Wartespuren: Drei für Leute, die schon ein Ticket haben, und daneben die Spur der Hoffnung für alle, die auf gut Glück mitwollen.

Das Schiff legt an und die Fahrzeuge rollen von Bord. Gleich das zweite ist ein Trecker mit Frontlader. „Schöner Trecker“, sagt Pieps mit Kennermiene, „Fendt Farmer mit Frontlader“, und nickt anerkennend.

Wir lieben Trecker und Baumaschinen. Unsere Lieblinge sind die Fendt Vario der schwarzen Serie und der Cat D11 Kettendozer mit dem 1000 PS Diesel, der Tyrannosaurus Rex der Baumaschinen. Im Winter sitzen wir stundenlang im Ohrensessel und gucken in einträchtigem Schweigen Awesome Earthmovers auf YouTube. Unser Lieblingsvideo ist eines auf LetsDig18, wo Chris einen Bagger aus dem Sumpf befreit. Das haben wir öfter gesehen als Fluch der Karibik.

Inzwischen sind alle von Bord und die Verladung beginnt. Der Lademeister sieht am Nummernschild, wer ein Ticket hat und wer aufs Prinzip Hoffnung setzt. Jeder Wagen wird handverlesen einzeln zur Rampe befohlen. Als die drei Spuren verladen sind, wird klar, dass heute nicht alle mitkommen werden. Der süße Duft von Panik liegt in der Luft. Ein Tagestourist aus Hamburg: „Aber ich muss morgen unbedingt zum Dienst.“

Greeny, Pieps und ich bleiben gelassen. Wir haben zwar auch kein Ticket, aber wir wollen erst morgen mit. Weniger gelassen sind die zwei Dutzend Radfahrer, die in einer wirren Traube aus Plastikhelmen, Anhängern, Draht und Speichen darauf warten, an Bord zu dürfen.

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Es wird nicht besser, als buchstäblich im letzten Moment ein Typ mit einem Bootswagen auftaucht, der sein Kajak durch die Lande schiebt und auch mitfahren will. Samt Bootswagen und Kajak.

Am Schluss stapeln sie die Fahrräder übereinander, kurz bevor sich die Bugklappe schließt und die Fähre ablegt. „Gute Überfahrt, Leute. Und nächstes Mal nicht vergessen vorzubuchen!“, sagt eine, die selbst noch kein Ticket hat.

Im Grunde sind wir fertig. Wir haben geforscht, besichtigt und gelästert, gegessen, getrunken und geschlafen. Nur der Leuchtturm Skjoldnæs Fyr an der Nordspitze fehlt uns noch. Den machen wir jetzt, dann können wir die Arbeit abgeben. Es sind bloß 5 km bis zum Turm. Ich lege den Gang ein und lasse die Kupplung kommen.

Der Leuchtturm von Skjoldnæs steht nicht nur an der Nordspitze der Insel, sondern auch mitten auf dem 18-Loch Golfplatz des Ærø Golf Club. Die Golftypen haben den Turm schanghait und ihr Clubhaus in der ehemaligen Dienstwohnung des Leuchtturmwärters eingerichtet.

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Ich frage Günther, wie das geschehen konnte, und erhalte eine seiner ebenso wohlformulierten wie nichtssagenden Antworten, die mitunter typisch sind für eine KI: Platzhalter
"Die Umwandlung des Leuchtturms in einen Golfclub ist ein Beispiel dafür, wie alte Gebäude und Infrastrukturen neuen Zwecken zugeführt werden können. Es ist auch ein Zeichen für die Beliebtheit des Golfsports in Dänemark." Platzhalter Es ist Wochenende und auf der Anlage herrscht Betrieb. Vorm Clubhaus sitzen Golfer, einige sogar in der klassischen Uniform der Oberschicht: Blassgelbes Poloshirt, helle Leinenhosen und Bootsschuhe ohne Socken. Ich mag es, wenn meine Vorurteile bestätigt werden. Dann hab ich ein weniger schlechtes Gewissen, sie zu haben.

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An der Küste vorm Golfplatz dampft im selben Moment die Fähre mit den gestapelten Fahrrädern vorüber. Ich setze das 90 mm Objektiv auf die Kamera und mache ein Foto, bevor das Schiff sich im Seenebel auflöst.

„Komm Pieps, wir fahren zurück ins Camp. Ich hab Kohldampf. Beim Købmand liegt ein knuspriges Stück Ribbensteg, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Das besorg ich uns und dann machen wir uns einen gemütlichen Abend im Zelt.“

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Das Ribbensteg schmeckt köstlich. Schweinefleisch, Fett und Knorpel unter einer krossen Salzkruste. Das werd ich zuhause mal nachkochen.
Wie schwer kann das sein?

Nach dem gemeinsamen Essen und meinem alleinigen Abwaschen liegen wir einträchtig im Zelt und teilen uns eine Tafel Schokolade. Ich lese einen Krimi aus Dänemark, und Pieps blättert in ihrem neuesten Pixie-Buch.

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Draußen wird es allmählich Herbst. Ich mag die kühlen Nächte und die frühe Dunkelheit. Zur Tagesschau geht die Sonne unter und eine halbe Stunde später ist es finster. Mit dem Sonnen­untergang endet der Tag.

Es ist gerade neun, als ich das Kindle weglege, der schlafenden Maus behutsam das Pixie-Buch aus der Hand nehme und mich bis zur Nasenspitze in den Schlafsack verkrieche.

„Gute Nacht, Welt. Morgen ist ein neuer Tag.“



Heimreise

Greeny parkt reisefertig vor Finn's Bageri in Søby. Ich habe früh das Lager abgebrochen und alles sorgsam verstaut. Bevor es aufs Schiff geht, wollen wir hier frühstücken. Ich stiefele zum Eingang, aber der ist verschlossen. Lukket Mandag, steht an der Tür.

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Im Dagli Brugsen nebenan haben sie Boxen mit Smørrebrød. Ich suche eine mit drei Broten aus, eines mit Leberpastete, Speck und roter Beete, eines mit Ei und Shrimps und eines mit Roastbeef, Röstzwiebeln und Meerrettich. Die Smørrebrøds sehen köstlich aus.

Ich trage unsere Beute an einen Tisch in Sichtweite des Fähranlegers, und Pieps kümmert sich hingebungsvoll um die gerechte Aufteilung der Beute. Diese Maus wäre ebenso ein guter Pirat geworden.

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Das Schiff von Fynshav legt pünktlich an und sofort beginnt die Entladung. Als erstes fährt ein Volvo Truck der Spedition P. Pedersen & Søn von Bord, ein häufiger Name im Norden. Zwei meiner Kollegen hießen beide Peter Pedersen und es gab mitunter große Vewirrung, weil man nie wusste, welcher gemeint war: „Der große Blonde?“ Waren ebenfalls beide.

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Es ist Montagmorgen und wir kommen ohne Probleme und ohne Ticket auf die Fähre. Das Wuling von gestern lag am Sonntag, wenn alle nach Hause wollen. Profis und Pensionäre reisen montags ab.

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Ich schaue aus der offenen Ladeklappe, bis die sich schließt und wir zum Verlassen des Cardecks aufgefordert werden.

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Vom Oberdeck sehen wir zu, wie die kleine Hafenstadt Søby allmählich zurückbleibt: „Tschüss Ærø. Wir komm' mal wieder, Pieps und ich.
Das war schön bei dir.“




Fazit

Zwei Wochen und 1.250 km Inseln und Schiffe, Meer, Sand und Wind, Rundstykker und Pølser. Eine Fortsetzung Schleswig-Holsteins mit anderen Mitteln, mit noch mehr Gelassenheit und noch mehr wenig Menschen. Meine Güte, wie ich dieses Land und die freundlichen Dänen ins Herz geschlossen habe.

Alexander Zorniger, ein deutscher Fußballtrainer hat nach seiner Zeit bei Brønby IF gesagt: „Die Dänen gehen besser mit ihrem Leben um“. Das ist auch mein Eindruck.

Und dennoch: Bei der Planung habe ich vorher ständig das nagende Gefühl einer zweitklassigen Reise im Hinterkopf. So, als wenn mir bloß nichts Besseres eingefallen wäre.

Hinterher steht unter meinen Notizen: Dänemark war wieder super. Da fühle ich mich rundherum wohl. Samsø und Ærø sind tolle Neuentdeckung und Møn liebe ich jedes Jahr mehr. Da will ich wieder hin …

PS: Wir haben die Ærø Bryggeri vergessen, die Brauerei! Das Schild hab ich erst auf dem Schiff fotografiert. Wir müssen sofort umkehren. Volle Fahrt zurück!

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Svenja Svendura EndurowandernMade by Svenja Svendura on Apple iMac with Panic Coda and Photoshop Elements.