Rundreise Irland
England und Schottland haben mich so begeistert, dass ich jetzt auch Irland und Wales kennenlernen möchte, denn eines ist sicher, Linksverkehr, Tea Rooms und Black Pudding werden noch einige meiner Reisen begleiten.
Bei schönstem Frühlingswetter starte ich Ende Mai nach Esbjerg, um von dort mit der Fähre nach England zu fahren.Bei solchem Wetter macht sogar die Anreise durch Dänemark Spaß. Aus großen Wasserkanonen bewässern Bauern ihre Felder und manchmal bekomme ich etwas von dem feinen Sprühnebel aufs Visier.
Es ist die erste Fahrt auf den neuen Heidenau K60 Enduroreifen, die ich extra für diese Reise aufgezogen habe. Die Originalbereifung der KLX ist grobstolliger und hält auf der Straße nicht lange. Ich bin gespannt, wie sich der K60 dagegen fährt.
In Ribe lege ich eine kurze Pause ein und setze mich im Erik-Menveds-Vej ins Gras neben mein Motorrad. Ich bin in Gedanken ganz bei meiner beginnenden Reise, als ein Typ mit erwartungsvollem Blick auf mich zuschlendert.
Ich ergattere einen nagelneuen Spanngurt und verzurre die Green Cow mit wenigen Handgriffen quer über die Sitzbank. Inzwischen habe ich den Bogen raus. Den Helm stülpe ich über den Rückspiegel, greife mir als einziges Gepäckstück meinen Tankrucksack mit dem Waschzeug und meinem Abendessen, und mache mich auf den Weg in die Kabine.
Vermutlich ist dieses das einzige Schiff, wo es im Duty-free-Shop kein Bier gibt, denn ausgerechnet daran habe ich nicht gedacht und heute abend läuft doch der Grand Prix Eurovision de la Chanson. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wer für uns singt, fühle ich mich doch irgendwie verpflichtet, dem Schlamassel beizuwohnen. Nicole war vorletztes Jahr, oder?
Als ich die Show auf keinem der sieben Fernsehsender an Bord entdecken kann, wende ich mich erleichtert The Sentry zu, einem Buch, das ich im Duty-free-Shop gekauft habe. Gleich zu Anfang macht darin Pike, der Titelheld des Buches, die Mitglieder einer Streetgang fertig, die einen alten Mann verkloppen. Ich liebe die Stelle, an der Pike dem pickeligen Chef der Homies das Handgelenk bricht und der total zu jammern anfängt.
Zufrieden mit dem Lauf der Gerechtigkeit knipse ich das Licht aus und lege mich schlafen. Morgen geht es in den Linksverkehr. Ich horche in mich hinein, ob ich aufgeregt bin. Ein wenig, aber nicht so sehr, wie im letzten Jahr.
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