Mikroabenteuer - Kleine Fluchten
Wusstet ihr, dass drei meiner schönsten Reisen nur wenige Tage gedauert haben? Einmal war ich mit Pieps zwei Tage auf Mandø, ein anderes Mal ein Wochenende lang auf Kegnæs. An beide Reisen denke ich oft zurück.
Das längste unserer Mikroabenteuer dauerte fünf Tage. Da habe ich Hopser eingefahren, unsere neue Honda Rally. Wir sind in die Lüneburger Heide gefahren. Die Lüneburger Heide! Nicht Masuren, Irland oder Island, sondern in die spießige, olle Lüneburger Heide. Und es war grandios.Alle drei waren Kurztripps ohne lange Vorbereitung. Kleine Fluchten, mal rauskommen, abschalten, wenig Aufwand, großes Vergnügen, kaum Kosten.
Es gibt eine erstaunliche Erkenntnis aus der Psychologie, wonach es in der Erinnerung keine Rolle mehr spielt, wie lange eine Reise gedauert hat. Entscheidend dafür, wie sie uns gefallen hat, sind allein die Höhepunkte und das Ende. Das nennt sich Kahnemanns Peak-End-Rule und erklärt perfekt, weshalb ich Island so zwiespältig in Erinnerung habe.
Unsere längsten Reisen haben jede einen guten Monat gedauert, Nordkap, Irland und Island. Trotzdem spielt die Irlandreise in meiner Erinnerung kaum eine Rolle. Sie ist mir schlicht entfallen. An Mandø und Kegnæs denke ich öfter. Beide waren große Klasse.
Ein wahres Highlight kleiner Fluchten ist die Schönwettergarantie. Bei Regen fährt man nämlich gar nicht erst los. Ich habe ein halbes Dutzend solcher Mikroabenteuer auf Tasche und es macht Spaß, sich dauernd neue auszudenken. Manche werden vielleicht nie gefahren werden, einige doppelt und andere irgendwann einmal.
Allen gemeinsam ist, dass sie nicht viel Vorbereitung brauchen, mindestens eine Nacht dauern und dass ich die Anreise an einem halben Tag schaffen kann. Nach Dänemark starte ich freitags nach dem Dienst und kann schon am Nachmittag mein Zelt aufstellen, oder mit Pieps eine kleine Hütte auf einem Campingplatz beziehen.
Zelt vs Hütte vs Zimmer. Jede Übernachtungsart hat ihre Vor- und Nachteile.
Zelt | Hütte | Hotel |
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Man schläft im eigenen Bett und ist beim Aufwachen schon mitten in der Natur, Ameisen und Ohrenkneifer inklusive. Camping und Abenteuer. Ich liebe es. | Eine Hütte auf dem Campingplatz. Man hat ein festes Dach überm Kopf, Steckdose, Tisch und Stuhl bei wenig Gepäck. Dennoch ist man in der Natur. Auch das ist Camping. | Ein eigenes Zimmer mit allem Komfort und eigenem Bad. Frühstücksbuffet inklusive. Es braucht die wenigste Vorbereitung und nur ein Minigepäck. |
Vorbereitung und Gepäck | ||
Das Gepäck für ein Campingwochenende unterscheidet sich nicht von dem für eine Reise zum Nordkap. Es ist dieselbe Ausrüstung und bis alles zusammengekramt ist, dauert es eine Weile. | Schlafsack, Kissenbezug und Bratpfanne. Das Gepäck für ein Hüttenwochenende ist rasch zusammengesucht und eingepackt. Es braucht viel weniger Platz, als die große Zeltausrüstung. | Zahnbürste, Fotoapparat und los! Weniger Gepäck braucht es nirgends. Es bleibt sogar genügend Platz für ein Nicht-Motorrad-Outfit am Abend an der Bar. |
Der Entrecôte-Faktor | ||
Ich habe meine eigene Küche dabei und koche zuhause im Zelt. Wenn ich will, gibt es jeden Abend Entrecôte satt. Und ich will... | Auch in der Hütte kann ich meine Pfanne auspacken und Entrecôtes atomisieren. Manche Hütten haben sogar eine eigene Küche. | Braten auf dem Zimmer wird generell nicht gern gesehen. Also geht man abends essen und wird jeden Tag ein wenig ärmer und dicker. |
Kosten und Planung | ||
Zelten ist billig. Mit 10 € pro Nacht ist man dabei. Vorher zu buchen ist nicht nötig. Einfach hinfahren, anmelden, und kurz darauf den ersten Hering in den Boden pieken. | Die Minihütte auf einem Campingplatz kostet etwa 40 bis 60 € pro Nacht. Plus Endreinigung. Man sollte unbedingt vorbuchen, sonst ist vielleicht keine frei. | Ein Zimmer im Hotel oder einer Frühstückspension findet sich ab 35 €, wenn auch nicht unbedingt da, wo man gerne hin möchte. Ich rechne eher mit 40 bis 70 € pro Nacht. |
The Downsides | ||
Wenn die Campingnachbarn laute Proleten sind, findet man keine Ruhe und kann sich erst am nächsten Morgen rächen. In aller Frühe, versteht sich.
Regen! Theoretisch, denn ich starte nur, wenn Kachelmann sagt, es wird ein schönes Wochenende. Bei angesagt miesem Wetter fahre ich gar nicht erst los und muss es auch nicht, denn ich habe weder gebucht, noch Urlaub genommen. |
Hütten sind klasse, aber leider auch ziemlich teuer, erst recht, wenn man Alleinzahler ist, weil eine gewisse Maus ihr ganzes Taschengeld wieder für "Köörhscheis" verballert hat. *tiefer Seufzer* Außerdem muss man Hütten in der Hochsaison und zu den Premiumzeiten, wie Pfingsten, Ostern und 1. Mai, lange vorher reservieren, sonst hat man kaum eine Chance. |
Hotels sind langweilig. Nach dem Frühstück muss man raus, aber was soll man da? Damit habe ich die wenigste Erfahrung. Im Camp gibt es immer was zu sehen und zu tun. Man kann auch nur im Zelt, oder in der Hütte sitzen, lesen oder schlafen. Dem Hotelgast bleiben nur Spaziergänge und Tagestouren. Dafür muss es aber schön gelegen sein. |
Resümee
Meist dreht sich alles um die große Reise, um Fähren, Züge, ferne Länder, aber auch kleine Fluchten machen großen Spaß. Sie kosten wenig und bringen viel. Über den 1. Mai habe ich für drei Tage eine Minihütte in Dänemark reserviert. Das Camp liegt an einem kleinen Bootshafen, es gibt eine Pølserbude mit Hotdogs und Ribbesandwich, ich werde die Osmo Pocket ausprobieren, ein neues Buch anfangen, irgendwas mit Piraten oder Raumschiffen, am besten beides. Pieps wird ihren Köpper üben und ich werde uns Entrecôte braten.
Diesmal fahren wir wieder mit Greeny. Sie kennt sich in Dänemark besser aus als Hopser. Am 30. April gehts los. Pieps und ich können es kaum erwarten.
Und ihr so?