Astronautennahrung
Im Sommer reisen Pieps und ich nach Island. Das wird unsere bisher aufwendigste Reise. Ausrüstung, Routenplanung, geeignetes Schuhwerk und Benzinversorgung sind zu klären, aber auch Fragen wie: "Welche Bluse passt zu Schwefel?"
Claudia schwärmt seit Jahren von dieser Trekkingnahrung, die sie auf Spitzbergen im Zelt genossen hat. Ihr absoluter Geheimtipp: Beef Stroganoff von Travellunch. Eine gefriergetrocknete Fertigmalzeit, die nicht nur vom Preis her an Astronautennahrung erinnert.
Um herauszufinden, ob sich aus einer Handvoll Pulver tatsächlich wieder eine schmackhafte Malzeit zubereiten lässt, oder ob die wochenlange Einsamkeit der Arktis Claudies Kritikfähigkeit vernebelt hat, soll es ein Testessen geben.
Am Mittwoch nach Weihnachten stöckele ich mit Pieps zum Outdoorladen an der Ecke, um mich beraten zu lassen. Sauber aufgereiht hängen Tüten mit Trekkingnahrung an der Wand. Die beiden wichtigsten Information stehen direkt vorn auf der Tüte: Name und Nährwert.
Anders als im normalen Leben geht es bei Astronautennahrung um möglichst viele Kalorien: "Beef Stroganoff mit Reis. 1080 kcal", steht auf der Tüte. Mein Interesse ist geweckt.
Ein Verkäufer kommt auf mich zu: "Kann ich helfen?"
"Ich suche Outdoornahrung. Welche kannst du denn empfehlen?" Ich duze ihn, wie ich alle Typen mit Nickelbrille und Trekkingsandalen duze, aber auch, weil er ein total Netter ist.
"Das Stroganoff. Ist das wirklich so gut, wie man überall hört?"
"Ich hab die meisten selbst noch nicht gegessen und über den Geschmack vom Stroganoff kann ich nichts sagen."
"Ne, klar. Du bist ja sicher Vegetarier oder sowas", sage ich mit neutraler Stimme. Er nickt.
"Das soll natürlich kein Vorwurf sein", lüge ich frech hinterher. Der Verkäufer blickt gequält an einen Punkt an der Wand, Pieps kichert albern.
"Das gießt man also direkt in der Tüte auf, ja?", bringe ich unser Gespräch wieder in Gang.
"Kann man machen, aber ich würde das im Topf kurz aufkochen. Sonst kaust du dir einen Wolf an dem gefriergetrockneten Fleisch." Diesmal ist er es, der sich um einen betont neutralen Ausdruck bemüht.
Ich stelle für Pieps und mich eine Auswahl verschiedener Gerichte zusammen und lasse mich von blumigen Titeln wie Wild Gourmet Topf, Fleischgehalt (8% Rehfleisch) und dem Nährwert leiten, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge. Das Stroganoff muss auf jeden Fall mit: Ein Gericht mit über tausend Kalorien kann gar nicht schlecht sein, denke ich, egal was sonst noch auf der Tüte steht.
Testessen
Die Zubereitung ist babyeierleicht: Beutelinhalt mit 700 ml kochendem Wasser aufgießen, kurz umrühren, Beutel schließen, etwa 5 - 10 Minuten ziehen lassen. Das ergibt 1 kg Nahrung mit 1.080 kcal. Davon sollten Pieps und ich satt werden, wenn wir nach einem anstrengenden Fahrtag völlig erledigt irgendwo im Hochland Islands gemütlich in unserem Zelt sitzen.
Für unser Testessen wähle ich den Wild-Gourmet-Topf von Trek'n Eat für 8,50 EUR.
Ich bringe 550 ml Wasser zum kochen und rühre das gefriergetrocknete Pulver hinein. Schon das Pulver duftet aromatisch und sehr appetitlich. Es löst sich rasch auf ohne Klümpchen zu bilden.
Ich lasse den ganzen Blubberlutsch zehn Minuten lang simmern und habe am Ende 720 g fester Nahrung mit 629 kcal. Das entspricht dem Nährwert eines Entrecôtes von 400 g.
Der erste Eindruck: Das sind aber viele Nudeln. Der zweite: Sehr aromatisch, sehr sämig, ziemlich salzig, viele Nudeln, wenig Fleisch, schmeckt ganz ok. Kein Markerschütterer, aber auch nicht schlecht und vor allem ist es eine Riesenportion. Das Stroganoff Double Serving hat sogar ein Kilo mit 1.080 kcal. Davon werden Pieps und ich auf jeden Fall satt.
Fazit: Trekkingnahrung ist in Ordnung. Sie spart Gewicht, macht satt und ist ohne Kühlung unbegrenzt haltbar. Vielleicht werde ich drei Tüten davon mit auf die Reise nehmen, sie vier Wochen lang durch die Gegend kariolen, um sie am Ende der Reise unversehrt wieder auszupacken. Trotzdem wird es beruhigend sein, eine Notration bei sich zu haben.