Adventure Inflation
Wenn man Motorradreiseberichte schreibt, als reines Hobby wie ich, oder für eines der Hochglanzmagazine, besteht die große Herausforderung darin, ständig neue, interessante Ziele zu präsentieren, um seine Leser bei der Stange zu halten.
„Tausendmal geschrieben, gedruckt und fotografiert, Standard in jeder zweiten Ausgabe, bayerische Boxer mit Vollausstattung auf jedem Pass, alles schon zu oft gesehen, nix Neues mehr.“
„Dann ans Nordkap. Das ist doch klasse.“
„Dein Ernst? Man müsste schon die komplette Strecke auf dem Hinterrad fahren, das Spritgeld als Ukulele-Spieler am Trollstigen verdienen und nebenher ein veganes Kochbuch schreiben, um noch irgendwas Neues daraus zu machen.“
Jedes Jahr beackern wir, die Community aus Bloggern, Instagrammern, YouTubern und Journalisten dieselben Ziele: Alpen, Nordkap, Dolomiten, Skandinavien, Frankreich und die üblichen Verdächtigen. Zu jeder Saison die gleichen Empfehlungen, Geschichten und Bilder.
Für mich ist es einfach. Die Svendura Website ist meine Leidenschaft, ein reines Hobby und soll kein Geld verdienen. Trotzdem möchte auch ich gern Interessantes und Lesenswertes bieten, The Road less travelled, sonst springen die Leser ab und es wird ein einsames Hobby.
Dabei waren die ersten Reisen mit Enduro, Zelt und Schlafsack große Abenteuer in sich. Den ersten Zelthering in schwedische Erde zu drücken, die erste ALDI-Bratwurst übers Feuer zu halten und kurz darauf fluchend aus der Glut zu fischen, weil der Stock durchgebrannt ist, die ersten Stiche norwegischer Moskitos blutig zu kratzen. Mehr habe ich im Grunde nie gewollt, außer vielleicht das mit den Moskitos. Mir hat das immer genügt und auch andere hat das interessiert.
Inzwischen liegt die Messlatte höher, wenn man in irgendeiner Form noch Interesse wecken will. Für Printmagazine viel höher als für private Blogger wie Pieps und mich, die im Grunde nichts zu verlieren haben.
Dann, in der dunklen Jahreszeit, wenn Greeny und die Africa Single in der Tiefgarage Winterschlaf halten, kippe ich das gesamte Material auf den Tisch, all die Speicherkarten, Notizen und Erinnerungen und fange an, eine Geschichte daraus zu machen, während Claudia ihr Zeichenzeug auspackt und erste Skizzen der Route macht.
Ich liebe das noch immer sehr. Ungeduldig warte ich nach jedem Beitrag auf eure Kommentare, so wie die Verlage auf die ersten Verkaufszahlen fürs neue Heft vom Vertrieb warten.
Spätestens Ende Dezember, wenn die letzte Reise zu Ende erzählt ist, kommt die Frage auf, wohin Pieps und ich im nächsten Jahr reisen wollen.
Nord oder Süd? Schotter oder Asphalt? Mehr Abenteuer oder mehr Erholung? Kalt oder warm? Fähre oder Autozug?
Wollen wir lieber Enduro, TET und Schotter, oder Landschaft, Kultur und Camembert?
Worauf habe ich Lust? Was wäre eine Bereicherung für unsere Seite und interessiert vielleicht auch andere? Und vor allem, was traue ich mir überhaupt noch zu?
Wie macht ihr das? Wie funktioniert das bei euch?
Ich bin neugierig
PS: Die Bilder hat eine KI nach meinen Ideen erzeugt. Ich mag besonders den Schreibtisch in der Wildnis. Ziemlich cool, oder?!
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