Ruhetag in Rathdrum
Das Tosen der Stromschnellen dringt allmählich in mein Bewusstsein, während ich langsam wach werde. Der Avonmore River ist vom Regen der letzten Wochen stark angeschwollen.
Es ist Sonntagmorgen und alles schläft. Die Zelteingänge geschlossen, die Vorhänge der Wohnwagen zugezogen. Bis auf das Rauschen des Flusses ist noch kein Laut zu hören.
Ich ziehe Leggings und ein Shirt an, schnappe meinen Kulturbeutel und gehe ins Waschhaus. Um diese Zeit habe ich dort noch etwas Ruhe, denn einzelne Waschkabinen gibt es nicht. Man steht mit einem Dutzend Frauen vor den Waschbecken mit dem Rücken zu den Klosetts und versucht beim Zähneputzen die Geräusche hinter sich, so gut es geht, zu ignorieren.
Auf Hidden Valley gibt es einen kleinen Imbiss, wo man draußen unter Sonnenschirmen sitzt und einen schönen Blick auf den Fluss hat. Ich bestelle mir einen Becher Kaffee und eine Foot long Sausage Roll. Das Baguette wird der Länge nach durchgeschnitten, gebuttert und mit drei halbierten Bratwürsten belegt. Ketchup dazu, Deckel drauf und fertig ist ein Frühstück, das ungefähr bis nächsten Mittwoch reichen dürfte. Puh, ist das heavy.
Heute werde ich mir Rathdrum ansehen und den Rest des Sonntags faul auf dem Campingplatz verbringen. Das Motorrad hat heute einmal Pause. Von den Jungs am Tretbootverleih erfahre ich, dass es im Dorf einen Supermarkt gibt, der auch heute geöffnet ist.
Der CENTRA Markt liegt nicht weit vom Pub entfernt auf der anderen Straßenseite und ist erstaunlich gut besucht. Mit einem Einkaufskorb aus Draht in der Hand schlendere ich durch die Gänge. Mal sehen, was es heute abend zu Essen gibt.
Nach langem Suchen und Vergleichen entscheide ich mich für ein Paket Bacon Chops. Das sind Scheiben von geräuchertem Bacon, wie ich sie vom Frühstück kenne, aber sie sind so dick wie Koteletts geschnitten. Dazu nehme ich eine kleine Dose Baked Beans.
Gerne würde ich ein Cider zum Essen trinken, aber ich scheitere schon wieder am irischen 'No Alc before 12:30 on Sunday Law'. Es ist erst kurz nach elf. Nein, solange warte ich nicht, dann trinke ich eben Wasser. An der Kasse lege ich noch eine
Daily Mail on Sunday und einen Cadbury Flake in den Korb.
Zurück auf dem Campingplatz kann ich zusehen, wie die Urlauber neben mir ihren Pferdewagen startklar machen. Urlaub mit
Pferd und Planwagen ist in Irland sehr beliebt und Kinder sind geradezu verrückt nach diesem Abenteuer. Der Parkranger erzählt mir, dass es oft die Mütter sind, die am besten mit den Pferden klarkommen, weil es viel Geduld erfordert.
Der Rest des Tages vergeht, wie meine Ruhetage immer vergehen, mit Nichtstun. Ich liege im Zelt, sitze zwei Stunden mit meiner Zeitung am Imbiss herum, schlafe, lese, beschäftige mich mit irgendwas und hoffe, dass der Tag bald herum geht und es Zeit fürs Abendessen wird.
Es fällt mir schwer zu unterscheiden, ob ich mich gerade prächtig erhole, oder vor Langeweile fast abkratze, weil sich beides irgendwie gleich anfühlt, aber ich tippe instinktiv auf Letzteres.
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