Der Recall
Nach 5.088 km durch Deutschland, Dänemark, England, Irland, Nordirland und Wales bin ich wieder zu Hause und wie nach jeder Reise muss die Ausrüstung jetzt in den Recall. Was war gut, was war schlecht, was überflüssig und welcher Part hat seinen Job nicht richtig gemacht? Ich nehme so wenig wie möglich mit, aber was mit in den Urlaub darf, soll von absoluter Spitzenqualität sein.
Das ZeltMein neues Salewa Denali III hat mich anfangs nicht überzeugt. Das leichte 8mm Aluminiumgestänge ist so biegsam, dass es instabil wirkt, aber gerade diese Nachgiebigkeit hat dafür gesorgt, dass wir den schweren Sturm in Porthmadog heil überstanden haben.
Das Zelt hat in Irland und Wales tagelangen Dauerregen und Starkregengüsse ausgehalten, ohne Wasser zu ziehen. Die Belüftung mit den beiden verschließbaren Dachlüftern ist sehr gut und Kondenswasser war kein Problem.
Besonders praktisch sind die großen Netztaschen in den Ecken und die Ablage im Zelthimmel, die im Outdoor Jargon Gearloft genannt wird.
Wie bei vielen modernen Zelten ist der Boden zu dünn. Hier wird Gewicht an der falschen Stelle gespart. Ich empfehle eine Zeltunterlage, ein Groundsheet, zu verwenden. Es wiegt zwar 300 g, erhöht aber deutlich die Wasserdichtigkeit des Bodens.
Außerdem bietet ein Groundsheet zusätzlichen Schutz gegen Beschädigungen durch Fremdkörper auf der Wiese. Eher kann man die Zeltunterlage flicken, als das teure Zelt.
Isomatte und Schlafsack
Von meiner selbst aufblasenden Therm-a-Rest bin ich total begeistert. Die 38 mm dicke Matte bietet mehr Schlafkomfort, als ich jemals benötige und die Liegefläche von 63 x 196 cm ist auch für ein großes Mädchen wie mich ausreichend, um bequem auf der Seite zu schlafen. Dafür nehme ich die 1.350 g Gewicht gerne mit auf Reisen. Die aktuelle Trail Lite ist sogar deutlich leichter.
Die Küche
Mein Kocher Bleuet Micro Plus von Camping Gaz funktioniert seit 10 Jahren perfekt ohne jede Wartung und Pflege. Im Etui mit Feuerzeug wiegt er nur 250 g. Inzwischen gibt es stärkere Modelle mit höherer Heizleistung, aber die verbrennen das Gas doppelt so schnell und deshalb bleibe ich bewusst beim Bleuet Micro Plus. Mit einer CV270plus konnte ich zehnmal Entrecotes braten und Ersatzkartuschen waren unterwegs mühelos erhältlich.
Bereifung
Für die Irlandreise habe ich neue Reifen aufziehen lassen. Diesmal habe ich mich für ein weniger grobes Profil entschieden, den Heidenau K60 (nicht Scout!) und er hat sich sehr bewährt. Der Benzinverbrauch der KLX ist gegenüber der Originalbereifung um fast 0,3 Liter gesunken. Eine schlüssige Erklärung dafür habe ich nicht. Kann der Rollwiderstand von Reifen so unterschiedlich sein?
Andererseits bietet der Heidenau aber deutlich weniger Traktion als die Originalreifen. Auf nasser Wiese und im Schlamm kommt man mit den original Dunlops sicher besser zurecht, aber das hat auf dieser Reise keine Rolle gespielt.
Nachdem ich den K60 bisher 6.000 km gefahren habe, ist er gut für weitere 5 - 6 TKM und hält damit deutlich länger als die groben Dunlop D605. Vor der nächsten Reise werde ich trotzdem frische Reifen aufziehen lassen, um nicht gegen Ende der Tour mit abgefahrenen Reifen unterwegs zu sein und außerdem ist das hohe Profil neuer Reifen die beste Versicherung gegen Reifenpannen.
Irland und Großbritannien
Seit ich 2011 zum ersten Mal auf der Insel war weiß ich: Großbritannien ist genau mein Reiseland. England, Schottland und Wales sind tolle Reiseziele mit dem Motorrad. Die Landschaft ist malerisch, es gibt erhabene alte Architektur zu bestaunen und eine hervorragende Infrastruktur mit Tea Rooms, Tankstellen, Supermärkten und wunderschönen kleinen Dörfern, die durch kurvenreiche, schmale Landstraßen verbunden sind.
Entgegen aller dummen Sprüche gibt es dort erstaunlich gutes Essen und die Preise in Restaurants, Pubs und Supermärkten ähneln den unseren. Entrecote war sogar deutlich besser und billiger als zuhause und wer mich kennt, weiß wie wichtig mir das ist :-)
Für den Linksverkehr sollte man sich eine Zeit der Eingewöhnung zugestehen. Er ist anfangs ungewohnt und sogar etwas beängstigend, weil man andauernd das Gefühl hat, ein Geisterfahrer zu sein. Besonders in Linkskurven ist das richtig fies, aber nach einigen Wochen hatte ich das überwunden und auf dieser Reise hat es kaum noch eine Rolle gespielt.
Irland war ebenfalls eine Reise wert, aber England, Schottland und Wales haben mir sogar noch besser gefallen. Überhaupt war Wales die Entdeckung dieser Reise. Es ist einsam und bietet tolle Kurvenstrecken auf perfektem Asphalt. Die Menschen sind von einer knurrigen Freundlichkeit, an die man sich erst gewöhnen muss, aber unsicher habe ich mich niemals gefühlt.
Wer noch nie mit dem Motorrad einen Campingurlaub in England gemacht hat, der hat etwas ausgelassen, etwas versäumt. Ich komme wieder, soviel ist sicher, aber nicht in diesem Jahr, da habe ich ganz andere Pläne...
Mein Motorrad
Auf meiner Kawasaki KLX250 werde ich manchmal belächelt. Sie hat nur 22 PS und Leute wundern sich, weshalb ich auf so einem schwachen Motorrad unterwegs bin. Nun, dieses Gefühl habe ich nie. Die Enduro wiegt mit vollem Tank nur 138 Kilo und fährt mit 130 km/h schneller, als ich in Skandinavien und Großbritannien unterwegs sein dürfte. Mit 90 auf der Landstraße ist es egal, wie viel Luft noch nach oben ist, aber 138 Kilo sind der reine Spaß. Hohe Bordsteine, Treppen und andere Hindernisse? Nicht für Greeny und mich...!
Der winzige 7,7 Liter Tank reicht für mehr als 200 km und das war sogar in den schottischen Highlands mehr als ausreichend. Zur Sicherheit und zur Beruhigung meiner Nerven habe ich einen 1,5 Liter Reservekanister bei mir, der so perfekt ins Motorrad integriert ist, dass er kaum auffällt. Gebraucht habe ich ihn noch nie.
Auch im nächsten Sommer werden Greeny, Pieps und ich, das Salewa, der Daunenschlafsack, der Kocher und die Titanpfanne wieder auf Reisen gehen und wir können es alle kaum erwarten...
Gefehlt haben:
Schlecht war:
Bewährt hat sich:
zurück nach oben
Das war meine Irlandreise 2012. Meine Güte, welch eine aufregende, abenteuerliche und auch anstrengende Tour das war. Trotz der ganzen Fresserei habe ich übrigens ein Kilo abgenommen. Am glücklichsten aber bin ich darüber, dass ich noch immer fit genug für eine solche Reise bin und dass ich das Zelten für mich wieder entdeckt habe. Ich zelte nicht aus Geldmangel, sondern aus echtem Spaß und wahrer Überzeugung. Ich bin gespannt, wo ich im nächsten Sommer mein Lager aufschlagen werde...