Nach Hause...
Der Kellner stellt eine Kanne frischen Kaffee vor mich hin und ich schenke ihm ein strahlendes Lächeln, während er so teilnahmslos ist, wie es nur erfahrene Kellner sein können, die genau wissen, dass Buffetgäste kein Trinkgeld geben.
Das Frühstück an Bord ist klasse und heute will ich endlich den Europarekord im Vertilgen Dänischer Leberpastete brechen. Ich liebe das Zeug, es ist so lecker, dass ich es wie Torte essen könnte.Mit dem letzten Schluck Kaffee klopfe ich mir die Brötchenkrümel vom Shirt und gehe zwei Decks tiefer ins Lighthouse Café, um durch die Panoramascheibe einen Blick über den Bug nach vorne zu werfen. Der Himmel ist grau und die Wolken hängen tief. Vielleicht werde ich vor dem Start die Regenkombi anziehen müssen.
Allmählich ist es Zeit meine Sachen zu packen. Ich gehe zurück in die Kabine und während ich mein Waschzeug in den Tankrucksack stopfe, sehe ich mir auf skyNEWS den Wetterbericht an.
Sie berichten von weiteren Überflutungen in England und der Wetterfrosch behauptet sogar, es sei schon jetzt der nasseste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Dann werden Aufnahmen von einem Festival auf der Isle of White gezeigt, wo alles überflutet ist und Zelte im Wasser stehen, während Mädchen in Miniröcken und kniehohen Gummistiefeln fröhlich durch den Schlamm stapfen.
Im Anschluss wird ein politischer Beitrag gesendet und ich schalte auf einen anderen Kanal, wo die Navigationsansicht der Brücke zu sehen ist. Wir sind kurz vor Fanø und Esbjerg ist auch schon eingezeichnet. Das System läuft unter Microsoft und ich hoffe inständig, dass unser aller Leben nicht allein von Windows XP Home abhängt.
Als ich in Flensburg am Hafen über das Kopfsteinplaster der Schiffbrücke fahre, erblicke ich einen Union Jack. Ein englischer Dreimaster, der an der Kaimauer liegt, führt die Flagge, die ich in den letzten Wochen so oft gesehen habe.
Von dort sind es nur noch 50 Km bis nach Hause. In Kiel findet gerade die Kieler Woche statt und die Straße zu meiner Wohnung ist gesperrt. Es dauert einen Moment, bis ich die Kawasaki und mich durch die Absperrung verhandelt habe, aber dann endlich rolle ich nach 29 Tagen und 5.000 Kilometer auf die Wiese unter meinem Balkon und stelle den Motor ab.
Vom Balkon winkt meine beste Freundin Claudia, die in den vergangenen vier Wochen Wohnungsaufpasserin, Blumengießerin und Regentrösterin am Telefon war. Meine letzte SMS aus Ribe lautete:
"Bin in drei Stunden zuhause. Besorg Entrecotes und heiz den Grill an! Bis gleich. Svenja"
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