Von Skottek zum Bolmen
Ich sitze in der Storgatan 19 und kann es kaum glauben. Nur 55 Kronen hat es gekostet, mich in das leckere Frühstücksbuffet bei Fiket einzukaufen, einem gemütlichen Café im Ortskern von Tranemo. Das sind gerade einmal 6 Euro.
Volker hat sich gegen das Buffet entschieden und kauft ein paar der belegten Brötchen, die in Cellophan verpackt in der Vitrine liegen, wo sie Mitleid heischend auf einen Käufer warten. Solche Menschen befreien auch kranke Kätzchen aus Tierheimen. Ein wenig bewundere ich Volker dafür, besonders weil sein Minifrühstück sogar mehr kostet als mein Buffet.
Der Sandweg endet nach einem Kilometer auf Löckna Camping und wir sind auf Anhieb begeistert von der wunderschönen Lage am See. Danke für den tollen Tipp, ihr Beiden. Die Saison ist vorrüber und wir haben den Platz fast für uns allein, aber eben nur beinahe: Ausgerechnet auf der kleinen Wiese, die für Zeltcamper reserviert ist, steht mittendrin ein Wohnmobil, obwohl alle ihre Stellplätze frei sind. Ich bin echt sauer.
Ich mag Wohnmobile, aber inzwischen sind sie zur Pest des 21. Jahrhunderts geworden. Das Problem sind nicht die Fahrzeuge selbst, sondern ihre schiere Anzahl. Kein schöner Platz, an dem nicht bereits ein weißer Fiat Ducato mit deutschem Kennzeichen steht, hinten dran zwei Fahrräder, während ein Lehrerehepaar in Outdoorsandalen an einem Klapptisch sitzt, Blasentee trinkt und mit verklärtem Blick in die Gegend glotzt.
Wir nehmen uns viel Zeit, um die Zelte aufzustellen. Zupfen hier, prüfen dort und spannen die Leinen nach, während die Schlafsäcke zum Lüften in der Sonne liegen. Es macht großen Spaß, das Lager in Ruhe aufzustellen, wenn weit und breit keine Regenwolke in Sicht ist.

Wir haben das Lager direkt neben einem der großen Picknicktische errichtet, wo wir unsere Küche aufbauen und uns mit Landkarten, Tagebuch und Volkers Navi ausbreiten.
Zum Abendessen gibt es eine sehr preiswerte Schachtel Kebab, ein paar Bratwürste und einen Becher Coleslaw. Von dem teuren Entrecote, das hier nicht einmal schmeckt, haben wir beide die Nase ziemlich voll.
Wir sind total überrascht, als sich ausgerechnet das billigste Essen der Reise auch als das beste herausstellt. Wobei der Titel "Bestes Essen der Schwedentour" nicht überzubewerten ist. Er ist nicht mehr wert, als "Bester Skispringer Somalias".
Nach dem Essen sitzen wir noch eine Weile zusammen am Tisch. Ich schreibe in mein Reisetagebuch und Volker beschäftigt sich mit seinem Navi. Es ist wunderschön hier und die nächste asphaltierte Straße viele Kilometer entfernt. Der See liegt glatt wie ein Spiegel und das Lehrerehepaar dämmert gütig vor sich hin. Es könnte so friedlich sein.
Wenn nicht 50 m weiter dieses blöde Ehepaar neben seinem Wohnwagen der Marke Hobby säße und sich ausdauernd und lautstark streiten würde. Was treibt diese Menschen? Seit einer guten Stunde hackt sie auf ihm herum, keift, schimpft, zetert und nervt. In diesem Moment weiß ich genau, warum ich lieber Single bin.
Der Wohnwagen hat das Kennzeichen "L" und ich habe keine Ahnung, wofür das steht, aber sie spricht das "A" wie ein "O" und die Sätze klingen wie: "Räächn wermer griechn".
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