Von der Saale an die Elbe
Als ich die Nase aus dem Zelt stecke, liegt noch Nebel über dem Fluss und die Sonne ist gerade erst aufgegangen. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden, aber ich kann spüren, dass der Herbst jetzt nicht mehr weit ist.
An einer Brücke überquere ich die Saale und fahre nach Könnern hinein. An diesem herrlichen Morgen brummt die Stadt vor Menschen, die Einkäufe und Besorgungen erledigen, ein- und ausparken, Fahrrad fahren, oder Kinderwagen schieben.
Vor der Stadtbäckerei stehen Tische und Stühle auf dem Gehsteig und Minuten später sitze ich bei einem kleinen Frühstück und schaue dem Treiben zu.
Noch bevor ich den Kaffee ganz ausgetrunken habe, stehe ich auf und fahre weiter. Ohne Sonnenschirm halte ich es nicht mehr aus. Ich mag Sonne, aber eher als stiller Beobachter im Schatten, und nicht wenn sie mir direkt auf die Haut brennt.
Bei Könnern fahre ich auf die Autobahn und folge der BAB 14 in Richtung Magdeburg bis zu ihrem Ende. Seit einigen Kilometern leuchtet die orange Reserveleuchte und im Cockpit blinkt es hektisch FUEL - FUEL. Auf diesem Autobahnstück gibt es keine einzige Raststätte und allmählich werde ich unruhig.
Schließlich endet die Autobahn und mündet in die B 71. Haldensleben 13 km steht auf einem Schild und ich bin mir fast ein bisschen sicher, dass ich das noch schaffen kann. Inzwischen fahre ich nur noch 80, um das Benzin zu strecken.
Als ich endlich das rettende Ortsschild erreiche, zeigt der Kilometerzähler 221 km und ich bin heilfroh, die bunten Fahnen der Agip Tankstelle zu sehen. Etwas mehr als sieben Liter Benzin tanke ich nach, bevor die Zapfpistole mit einem Klacken abschaltet. Also hab ich mir ganz umsonst Sorgen gemacht, weil noch fast ein halber Liter im Tank war. Manchmal bin ich so ein Mädchen...
Nun gut, denke ich, die Hanse war ein Bund von Kaufleuten und einkaufen muss auch ich, sonst bleibt heute abend die Küche kalt. Ich parke die Enduro vor einem Edeka Laden, schnappe mir einen Korb und mache mich auf die Suche nach meinem Abendessen.
Oh ja, Bratwurst mit Senf, ein weiteres Gericht auf meiner unübersichtlich langen Liste von Lieblingsgerichten. Dazu kaufe ich eine kleine Flasche Merlot, ein Brötchen, ein paar Kaminwurzen und ein Töpfchen Kohlrabi-Gurkensalat.
An der Kasse bin ich überrascht, wie billig der Einkauf geworden ist. Für die Bratwürste werden nur 2,49 Euro aufgerufen, unfassbar günstig, dabei sind es frische Rohbratwürste, die mir schon jetzt ein Loch in die Tasche brennen, weil sie so lecker aussehen. Es wird Zeit, dass ich zum Campingplatz komme.
Ich ziehe mich im schwitzig heißen Zelt um und habe Mühe, mir die Motorradhose von der klebrigen Haut zu ziehen. Ist das ätzend, manche Dinge waren früher wirklich unkomplizierter.
Pieps und ich setzen uns an einen Tisch im Schatten und ich bestelle Kaffee und Kuchen. Natürlich gibt es wieder Drama, Drama, Drama, als Pieps erfährt, dass es nur noch Apfel- und keinen Kirschkuchen mehr gibt, aber zur Besänftigung ordere ich eine Extraportion Sahne für die Maus und ein Becks für mich.
Auf der Quittung taucht merkwürdigerweise trotzdem Kirsch auf, aber das bemerke ich erst zu Hause, als ich die Quittungen für den Reisebericht scanne.
Als ich wieder wach werde, ist die Sonne weg und es wird Zeit fürs Abendessen. Außer den beiden mickerigen Brötchen heute morgen und einem kleinen Stück Apfelkuchen habe ich heute noch nichts gegessen.
Das Besondere an echten Thüringern ist der rohe Teig, denn anders als andere Würste, sind diese nicht gebrüht. Ich schneide sie schräg ein und lege sie ins heiße Fett, wo nach kurzer Zeit der Teig herausquillt.
Während das Abendessen in der Pfanne brutzelt, mampfe ich mit Brotstücken den Senf aus dem Töpfchen. Er ist so mild und aromatisch, dass man ihn essen kann wie einen Joghurt.
Jetzt komme ich mir richtig doof vor. Warum spreche ich immer wieder Menschen an, anstatt, wie andere auch, stumpf und dumpf, wortlos nebeneinanderher pupsend meinen Kram zu erledigen?
Vielleicht hat sie auch nur schlechte Laune, weil sie alleine den ganzen Abwasch machen muss, ich hätte sie jedenfalls. Als ich fertig bin, nehme ich mein Geschirr und schlurfe wortlos aus der Küche; ich lerne schnell.
Das Geschirr stelle ich am Zelt ab, nehme mein Tagebuch und das Kindle und gehe hinüber zum Kiosk. Hier sitze ich gerne, weil es Spaß macht, die Camper zu beobachten, die sich Pommes, Cola oder Süßigkeiten holen.
Das ist das Schöne am Erwachsensein, man kann solange aufbleiben wie man will, im Bett lesen, ohne Angst, erwischt zu werden und dabei sogar Süßigkeiten essen und Bier trinken. Oh, ich liebe dieses Leben...
zum nächsten Tag...
zurück nach oben
Nun bin ich fast wieder zu Hause, nur noch ein Mal schlafen. Morgen bin ich wieder in Kiel und dann gibt es noch ein kurzes Fazit der Reise. Tschechien, das ist schon was...