Inhaltsverzeichnis
Tag 1: Kiel - Göteborg
Tag 2: Göteborg - Lenhovda
Tag 3: Oskarshamn - Gotland
Tag 4: Gotland, der Süden
Tag 5: Fårö und die Raukar
Tag 6: Visby - Festland
Tag 7: Gålö - Mälaren - Sala
Tag 8: Avesta - Falun - Mora
Tag 9: Orsa - Särna - Idre
Tag 10: Fulufjället - Malung
Tag 11: Malung - Fredros
Tag 12: Arvika - Ärjang - Ed
Tag 13: Ed - Tanum - Kungshamn
Tag 14: Götheborg - Kiel
Platzhalter Motorradreise Gotland
Platzhalter Motorradreise Schweden
Platzhalter Fährticket Gotland
Platzhalter Tagesgericht Fähre Gotland
Platzhalter Tankquittung Shell Schweden Visby
Platzhalter Einkaufen Schweden Visby
Platzhalter ICA Maxi Schweden Visby
Platzhalter Reisekasse Motorrad Schweden
Platzhalter


Timing ist alles

Der Wind lässt bis zum Morgen nicht nach und bläst noch immer mit Stärke 7 stramm aus Richtung Gotland herüber, doch dafür ist es ein strahlend sonniger Tag. Sowie ich das Lager abgebrochen habe, starte ich nach Oskarshamn, wo die Fähre nach Gotland ablegt.

Campingplatz Lenhovda Sweden

Schon nach wenigen Kilometern ändert sich das Wetter. Der Himmel bezieht sich und ein schneidend kalter Ostwind kriecht allmählich unter meine Jacke. Das Thermometer vor einer Firma zeigt in roter Leuchtschrift 7° C.

Statoil Tankstelle Schweden

Bis zur Fähre sind es 100 km, aber ich bin ziemlich gut in der Zeit und kann mir eine Pause zum Aufwärmen erlauben. In Högsby komme ich an einer Statoil Station vorbei und setze den Blinker rechts. Tanken muss ich nicht, aber ich möchte einen Kaffee trinken und will endlich aus dem Wind heraus.

"Coffee and Hotdog, please", gebe ich meine Bestellung auf, zähle 40 Kronen auf den Tresen, und gehe mit meiner Beute nach hinten in den Verkauf­raum. Dort stehen nicht nur Tische und Stühle, sondern auch Fernseher und Computer.

Statoil Tankstelle Schweden

Mit Staunen bemerke ich, dass hier ein voll ausgestattetes Wettbüro für Pferdewetten läuft, inklusive elektronischem Totalisator und Videoüber­tragung der Zieleinläufe.

Ein alter Mann starrt gebannt auf die Monitore mit den neuesten Ergebnissen und Quoten. Mit geübten Fingern bedient er den Computer und platziert seine Wetten. Skandinavier und Glücksspiel verbindet eine besondere Beziehung, das war mir in Finnland schon aufgefallen.

Statoil Glückspiel

Während ich den Spielern zuschaue, schlürfe ich in kleinen Schlucken den heißen Auto­maten­kaffee. Es sind nur noch 35 km bis zur Fähre und das Schiff legt erst in zwei Stunden ab. Trotzdem verzichte ich auf einen zweiten Kaffee und mache mich wieder auf den Weg, denn ich muss auch noch ein Fährticket kaufen.

Der Gegenwind ist zermürbend und die letzten 10 km hänge ich mich dicht hinter einen 40 Tonner, der den Wind für mich bricht. Im Sog des großen LKW und dem Dunst der Dieselabgase fühlt es sich beinahe warm an.

Endlich erreiche ich Oskarshamn, eine Kleinstadt von 17.000 Menschen, die für zwei Dinge bekannt ist: Für die Fähre nach Gotland und für das Atomkraftwerk, das 10 % des gesamten schwedischen Stroms produziert.

Der Weg zur Fähre ist gut beschildert und so fahre ich eine Stunde vor Abfahrt des Schiffes an den Abfertigungs­schalter im Hafen heran.

"Hejhej", begrüßt mich eine junge Frau freundlich, als ich vor dem winzigen Fenster ihres Schalters halte und den Motor abstelle. Veronica steht auf dem Schild an ihrer Bluse.

"Hej. Sorry, but I don't have a ticket, yet."
"No problem, but you can't buy it here. You have to drive back to the ferry terminal in town and buy it there."

"Oh, I see", erwidere ich. In der Ferne sieht man ein großes weißes Schiff, das in den Hafen einläuft. Das müsste die Fähre sein. Jetzt aber los, Ticket kaufen.

Mit AK düse ich durch das Hafengelände zurück zum Kreisverkehr und weiter auf der Hauptstraße nach Oskarshamn hinein, ohne dabei den City Limits allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Um solchen Kram kann ich mich jetzt nicht kümmern.

Ich habe Glück, denn am Buchungsschalter der Reederei stehen nur zwei Männer vor mir und es ist der letzte Schalter, der überhaupt noch geöffnet hat, alle anderen Passagiere haben ihre Tickets sicher schon.

Im Lauf der folgenden Minuten finde ich heraus, dass die Beiden zusammen­gehören. Der Ältere ist Lehrer einer Schulklasse auf Klassenfahrt und der Jüngere ist Busfahrer. Der Lehrer bucht die Überfahrt für den gesamten Bus und jedes Kind muss einzeln gebucht werden: Jette, Oscar, Elsa und weiß der Hugo wer noch.

Ich trete unruhig von einem Bein aufs andere, bis auch die letzte Emilia ordnungs­gemäß verbucht ist. Aber was ist das? Jetzt fängt der Pauker auch noch an, von seiner Studienreise nach Gotland 1968 zu erzählen und wie anders heute alles ist. Eine Butterfahrt der Nostalgie, wahrscheinlich sind sie damals noch gerudert. Oh, ich könnte ihn ermorden, für sowas sind meine Nerven einfach nicht gemacht.

Endlich bin ich an der Reihe und buche auch gleich ein Ticket für die Rückreise, damit ich so einen Aufreger nicht noch einmal erleben muss. Ich ramme die VISA-Karte für 836 Kronen in den Kartenleser und sitze Sekunden später schon wieder auf dem Motorrad.

Unter Missachtung sämtlicher Regeln, darunter ein glasklarer Rotlichtverstoß, stehe ich kurz darauf wieder bei Veronica und reiche ihr stolz mein Ticket durchs Fenster. Sie gibt mir einen Fahrschein und ich rolle vor auf Lane 4, während gerade die letzten Autos vom Schiff rollen. Sag was über Timing, Baby.

Gotland Fähre

Vorne in der Warteschlange steht nur ein weiteres Motorrad, eine nagelneue KTM Duke 690. Es dauert kaum fünf Minuten, da werden wir schon an Deck gewunken.

Der Duke verpennt den Start und so heize ich mit Greeny an allen vorbei nach vorne zur Rampe. "Leinen los!", brülle ich in meinen Helm, während ich nach oben ins Schiff düse.
Oh, wie ich diesen Moment liebe.

Für Biker gibt es auf der M/S Visby im Bug extra Stellplätze, auf denen die Motorräder bequem nebeneinander abgestellt und verzurrt werden können.

Gotland Fähre Motorrad unter Deck

Ich merke mir Deck 5 SB (starboard, steuerbord,) und sehe zu, dass ich ins Restaurant komme, bevor der Pauker mit Jette, Elsa und Oscar auch noch bei der Essens­ausgabe vor mir steht.

Überhaupt gibt es einiges zu beachten für das Verhalten auf seegehenden Fähren, z.B. Svenjas Regel Nr. 7:

Wer auf einer Fähre ohne eigene Kabine aufs Klo muss, tut das unverzüglich, als aller­erstes und sofort. Die Putzmannschaft ist gerade durch und so shiny and clean wie jetzt sind die Wasch­räume nur für sehr kurze Zeit. Wenn erst einmal alle 1.500 Passagiere durch sind, ist es nicht mehr lustig.

Nachdem ich mir in dem blitzsauberen Waschbecken die Hände gewaschen und das erste Papiertuch in den noch völlig leeren Abfallsack geworfen habe, mache ich mich daran, Regel Nr. 8 zu befolgen:

Stelle dich sofort zum Essen an. Schlendere nicht umher, guck nicht aus dem Fenster, vertrödele keine Zeit, sondern schnapp dir eines dieser bunten Plastik­tabletts und schiebe es über den Tresen in Richtung Kasse. Jetzt! Schon in wenigen Minuten wird sich die Schlange durch den ganzen Saal winden und du wartest endlos, bis du dran bist.

Am Tresen stehen zwei Pärchen und starren mit in den Nacken gelegten Köpfen auf die Tafel mit den Gerichten. Ich dränge mich an ihnen vorbei, schnappe mir ein Tablett und stelle es auf das Edelstahlband. Man hat Zeit genug, sich etwas auszusuchen, während man schritt­weise nach vorne schiebt.

An Bord einer Fähre, die innerhalb von 4 Stunden 1.500 Passagiere durch Klos und Kantine schleusen muss, ist Timing einfach alles.

Pieps will unbedingt Nudeln essen und ich bestelle für uns Dagens Pasta med Kylling, das Tagesgericht, Nudeln mit Hühnchen. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass es in Schweden stets auch ein Tagesgericht gibt, das meistens sehr zu empfehlen ist. Mit 89 Kronen ist es außerdem das günstigste Gericht auf der Karte.

Der Kassierer weist mich freundlich darauf hin, dass im Preis für das Tagesgericht auch ein Becher Kaffee und ein Teller von der Salatbar inbegriffen sind. Oh, danke für den Tipp, das wusste ich nicht. Trotzdem tue ich so, als wenn ich nur das mit dem Kaffee ver­stan­den hätte und lasse den Salatteller stehen. Zwingen können die einen ja schließlich nicht.

Pieps und ich haben fast freie Platzwahl, denn inzwischen steht die Hälfte der Passagiere am Tresen an und die andere Hälfte ist vermutlich noch auf dem Klo.

Nudelgericht Pieps

Das Tagesgericht schmeckt überraschend gut. Nicht, dass ich die große Nudelexpertin wäre, sowas esse ich sonst nicht, aber das hier schmeckt wirklich gut. Knoblauch, Sahne und viel gebratenes Huhn. Doch, das mag ich.

Wir sind kaum aus dem Hafen heraus, als Pieps und ich mit dem Essen fertig sind und es uns bequem machen. Ich muss noch die letzten Ereignisse ins Tagebuch schreiben, aber es ist beinahe unmöglich, den Stift ruhig zu halten.

Ich schaue hinaus aufs Meer und auch wenn es aus dieser Höhe schwer zu schätzen ist, dürften die Wellen der langen Dünung gut und gerne drei bis fünf Meter hoch sein. Es ist ein kleines Wunder, wie ruhig das Schiff dabei liegt. Nur ab und zu erschüttert ein schwerer Schlag den Rumpf, der einem durch und durch geht.

Den Rest der vierstündigen Überfahrt verbringe ich mit Warten, Dösen, Nichtstun und damit, von den Kindern genervt zu sein, die im Restaurant herumtoben.

Wann genau war eigentlich diese Konferenz, auf der alle Eltern beschlossen haben, dass es ab jetzt keinerlei Regeln mehr gibt für Kinder, keine Einschränkung, keine Grenzen, keine freundliche Ermahnung, kurzum: dass Erziehung ab jetzt verboten ist und die Umstehenden den Lärm und das Generve mit gütigem Lächeln zu ertragen haben? Dummerweise ist Pieps die Lauteste und so halte ich mich mit Kommentaren zurück.

Während der Überfahrt sind die Fahrzeugdecks verschlossen, aber zehn Minuten bevor die Decks wieder freigegeben werden, stehe ich im Niedergang und drücke von Zeit zu Zeit auf den handtellergroßen Öffner, bis irgendwann das Schott mit lautem Zischen zur Seite gleitet und den Weg aufs Autodeck freigibt.

Ich löse den Spanngurt, der Greeny hält, setze den Helm auf und warte auf den Moment, wenn sich die riesige Ladeluke öffnet und Tageslicht ins Deck strömt. Dieses Gefühl, den Motor zu starten und langsam die Rampe hinunter auf den Kai zu fahren, ist so spannend, so voller Erwartung kommender Abenteuer, dass ich davon nie genug bekomme.



Schon auf dem ersten Kilometer vom Hafen nach Visby hinein merke ich, dass es hier sogar noch windiger und kälter ist, als auf dem Festland. Dunkle Wolken stellen Regen in Aussicht, aber das macht nichts, denn ich bin endlich auf Gotland angekommen.

Auf einer Shell-Station lasse ich das gute V-Power in den Tank laufen. Es hat in Schweden nur 98 Oktan, ist aber immer noch das Beste, dass ich kriegen kann. Von der Tankstelle sind es nur wenige hundert Meter bis zur Stadtmauer von Visby.

Das Gemäuer ist 700 Jahre alt und nahezu vollständig erhalten, aber heute habe ich kein Auge für die Schönheit der mittelalterlichen Stadt, dafür ist in den nächsten Tagen Zeit genug. Jetzt will ich bloß schnell einkaufen und dann zum Zeltplatz, vielleicht schaffe ich es ja, trocken aufzubauen.

Visby Gotland Stadttor

Am Südtor der Stadt halte ich vor einem Supermarkt, aber bei diesem Wetter habe ich keine Lust, etwas zu kochen und kaufe nur drei gebratene Schweine­koteletts von der heißen Theke, die kann ich gemütlich im Bett essen.

Inzwischen wird immer deutlicher, dass ich mich diesmal bei der Wahl der Ausrüstung verschätzt habe, oder eher mit dem Wetter, denn es wird selbst mittags nur noch 8° C warm. Ich brauche unbedingt einen Booster für meinen Schlafsack, sonst muss ich nachts frieren, aber hier gibt es nur Lebensmittel.

Der riesige ICA-Maxi in Visby ist nicht zu übersehen und so stehe ich kurz darauf erneut in einem Supermarkt. Schon am Eingang erwartet mich ein Sonderangebot Fleecedecken in allen Farben und ich bin nicht die Einzige, die entschlossen zugreift, denn dieser Kälte­einbruch Ende Mai hat wohl einige überrascht.

Ich suche mir eine babyblaue Kuscheldecke aus, mit der ich die Leistung des dünnen Daunen­schlafsacks um ein paar Klicks anheben kann und zu Hause wird die Decke perfekt zum Blau meines Ohrensessels passen.

Der kleine Einkauf ist schnell erledigt und kurz darauf fahre ich im Feierabend­verkehr aus Visby heraus. Solange ich auf Gotland bin, werde ich das Zelt an einem Platz stehen­lassen und von dort meine Touren über die Insel machen.

Als Basiscamp habe ich Ljugarn Semesterby & Camping ausgewählt. Der Platz liegt etwa 45 km von Visby an der Ostküste Gotlands und ist damit ungefähr gleich weit von der Nord- und der Südspitze der Insel entfernt.

Die Strecke nach Ljugarn ist ätzend windig, langweilig, kalt und geradeaus. Welch eine öde Straße, die Landschaft erinnert mich sehr an Dänemark, was in diesem Zusammenhang einmal kein Kompliment ist.

Schweden Landstraße Gotland

Der Campingplatz liegt am Strandvägen und die erste Information, die ich über Ljugarn Semesterby erfahre, als ich dort ankomme, stammt aus dem Mund eines polnischen Handwerkers: "No warm Water", verkündet er gut gelaunt.

Er ist zusammen mit seinem Kollegen dabei, das Waschhaus zu renovieren. Auf einem Tisch liegen Werkzeuge und Rohre in verschiedenen Längen. Im Laderaum eines Sprinters mit polnischen Kennzeichen steht ein nagelneuer Wasserboiler auf einer Europalette. Kein warmes Wasser also. Gut, dann wissen wir das.

Überhaupt scheint dieser Camping­platz noch gar nicht geöffnet zu sein, denn als ich meine Nase an die trüben Scheiben der Rezeption presse, entdecke ich darin lediglich eingelagerte Gartenmöbel und Sonnenschirme. Hier ist alles noch im Winterschlaf.

"But Toilet ok", fügt er hinzu, als er mein enttäuschtes Gesicht bemerkt und erklärt mir den Weg zu einem zweiten Waschhaus ungefähr 200 m die Straße hinunter, das bereits fertig renoviert ist.

"Tents down by the Beach", zeigt der zweite, etwas ältere Arbeiter, mir den Weg zur Zelt­wiese unten am Strand. Ein lichtes Kiefernwäldchen erstreckt sich auf der anderen Seite der Straße hinunter bis zum Strand.

Außer den beiden Handwerkern ist kein Mensch zu sehen. Soll ich einfach hierbleiben, auch wenn der Platz geschlossen ist?

Ich muss mich erst einmal umsehen. Das Motorrad lasse ich stehen und gehe hinunter zum Strand. Bei etwas freundlicherem Wetter wäre das ein traumhafter Zeltplatz, aber jetzt gerade fühle ich mich ein wenig verlassen. Doch, ich werde bleiben, der Platz ist nicht nur sehr schön, sondern ich bin auch völlig ungestört für mich allein.

Zeltplatz Gotland Ljugarn Semesterby Camping

Ich fahre das Motorrad zwischen den Bäumen hindurch und stoppe auf einer Lichtung mit Blick aufs Wasser. Hier ist es schön, hier bleibe ich. Die Bäume geben etwas Windschutz, so dass ich es schaffe, das Zelt aufzustellen. Jetzt muss ich mich nur noch auf die Suche nach dem Heringsbeutel machen, der eilig in Richtung Strand unterwegs ist.

Sowie das Lager eingerichtet ist, verschwinde ich im Zelt und mache den Reißverschluss hinter mir zu. Endlich raus aus dem Wind. Ich ziehe die Motorradsachen aus und dafür Nachthemd und Leggings an, bevor ich mit der Fleecedecke in den Schlafsack krabbele.

Zelt Schlafsack Kissen

Nach einer Stunde bin ich soweit durchgewärmt, dass ich wenigstens die Arme aus dem Schlafsack strecken mag, um nach den Koteletts zu greifen. Ohne echten Appetit muffele ich die zähen Biester in mich hinein, die inzwischen längst kalt geworden sind.

Die abgenagten Knochen stecke ich leicht angewidert zurück in die Thermotüte und werfe alles zusammen in den kleinen Müllbeutel. Bäh, das war nichts, darin sind Pieps und ich uns einig. Morgen mache ich uns wieder etwas Richtiges zu essen.

Jetzt steht mir noch der Besuch im Waschhaus bevor. In meinem süßen rosa Nachthemd renne ich über die Straße hinüber zum Campingplatz und bin froh, dass ich unterwegs niemanden treffe. Brr, ist das kalt.

Kurz darauf liege ich wieder im warmen Schlafsack und nehme das Kindle in die Hand. Wenn ich dazu bloß nicht einen Arm ins Freie halten müsste, aber auf das Lesen mag ich nicht verzichten. Motorradfahren, zelten, essen und lesen, das sind die vier Dinge, die meinen Urlaub ausmachen.

Die Lektüre passt zum Wetter und zur Stimmung: Swan Song, ein dystopischer Roman, ein Buch also, das in einem Endzeitszenario spielt, in einer Schreckenswelt, nach­dem die Menschheit irgendeine Katastrophe hinter sich hat und nichts mehr so ist wie es war.

Seit ich Dystopien für mich entdeckt habe, bin ich durch mit Fantasy, das ist was für Muschis, obwohl ich mich im Moment gerade frage, wo hier die Dystopie sein soll? Swan, ein junges Mädchen fährt mit ihrer Mama durch die USA und spricht mit den Blumen, gähn.

Erst als sich neben den Beiden der Deckel eines unterirdischen Raketensilos öffnet und aus einem Kornfeld die erste Atomrakete in den hellblauen Himmel von Nebraska startet, ahnt man, was kommt. Der Präsident der USA hat gerade alle 449 Minuteman II Atomraketen abgefeuert.

Minuten später erfolgt der Gegenschlag und bald darauf kämpft sich Swan mit einer Handvoll Über­lebender durch den atomaren Winter. Außerdem tauchen marodierende Banden auf und jede Menge gefährlicher Irrer, die schon für eine Flasche Trinkwasser, oder für eine Dose Erbsen töten würden.

Jetzt nimmt die Handlung allmählich Fahrt auf, allerdings verstehe ich nicht, warum die sich nicht erstmal Waffen besorgen, oder dieser eine Typ, Black Frankenstein, der früher mal Wrestler war, warum der seine Kräfte nicht besser einsetzt, sondern so total auf menschlich macht. Obwohl ich für eine Dose Erbsen natürlich auch keinen umlegen würde.

Ich lese bis spät in die Nacht hinein und falle irgendwann in einen unruhigen Schlaf. Blödes Buch, warum habe ich mir nicht Bridget Jones aufs Kindle kopiert, denke ich, während ich mich unruhig auf der Isomatte hin und her wälze und von marodierenden Banden träume.

zum nächsten Tag...

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Heute bin ich vom Wetter überrascht worden. Mit nur 8°C hatte ich Ende Mai nicht gerechnet.

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Svenja Svendura EndurowandernMade by Svenja Svendura on Apple iMac with Panic Coda and Photoshop Elements.