Im Département Cantal
In der Ferne läuten die Glocken von Le Rouget. Es ist Pfingstsonntag und in dem kleinen Ort ist heute Markttag. Vielleicht bekommen wir dort auch ein Frühstück, Pieps und ich.
Die gesamte Gegend scheint auf den Beinen zu sein. Auf dem Place de la Mairie ist heute Wochenmarkt. Selbst mit dem Motorrad finde ich nicht auf Anhieb einen Parkplatz. Schließlich stelle ich die Honda vorm Schaufenster des Schreibwarenladens ab.
Aus einer Bäckerei in der Avenue du 15 Septembre hole ich ein Croissant und wandere zurück ins Café de la Place. Ein Geruch von Zigaretten, Bier und Cognac hängt in der Luft. Bis eben haben die Markthändler hier gesessen, die gerade aufgebrochen sind, um ihre Stände zu öffnen.
Ich setze mich an den Tresen, bestelle einen Grand Café und packe das Croissant aus. Ganz werde ich mich nie daran gewöhnen, mein eigenes Essen mitzubringen und nur Kaffee zu bestellen.
Kilometer um Kilometer, Stunde um Stunde geht es durch verlassene Gegenden, über Hügel und Täler, Wiesen und Wälder. Das GPS zeigt Werte zwischen 1.000 und 1.350 m Höhe. Es ist windig und kühl. Nur selten begegne ich einem anderen Fahrzeug.
Ich könnte ewig so weiter cruisen, ruhig und ungestört, aber inzwischen ist es Mittag und das Croissant aus Le Rouget bloß noch eine Erinnerung. Pieps und ich haben Hunger, doch weit und breit ist nichts.
Die einzigen Ortschaften sind Bauernhöfe mit einer Handvoll Häusern drumherum. Kaum dass ich Gas weggenommen habe, ist der Ort zuende und ich beschleunige wieder auf 86 km/h. Doch halt! War da nicht etwas im Rückspiegel? Ein Schild mit einer Gabel? Ich drehe um und tuckere zurück. Tatsächlich. Eine Snackbar auf einem Bauernhof.
Es ist ein weiter Weg aus der Dordogne in die Provence, aber nach der heutigen Verbindungsetappe sind wir schon auf halbem Weg.
Bevor wir weiter nach Süden fahren, holen wir morgen eine Besichtigungstour nach, die auf der letzten Reise wegen Sturm und Wind ausgefallen ist. Ich will mir Thines ansehen, ein Bergdorf, dass so abgeschieden liegt, dass dort nur noch eine Handvoll Einwohner leben. Morgen werden Pieps und ich ein wenig Leben ins Dorf bringen. Schon die Strecke dorthin sieht interessant aus.
"Komm, Pieps. Wir gehen in die Heia. Ich les dir noch etwas vor..."
zum nächsten Tag...
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