Frankreich 2015
Tag 1: Kiel - Garrel
Tag 2: Garrel - Grefrath
Tag 3: Grefrath - Eupen
Tag 4: Eupen - Chiny
Tag 5: Florenville - Lesmont
Tag 6: Lesmont - Gien
Tag 7: Gien, Tag des Sieges
Tag 8: Parc Naturel du Morvan
Tag 9: Luzy - Pont de Menat
Tag 10: Gorge de a Sioule
Tag 11: Murol - St.Genevieve
Tag 12: Espalion - Gorges du Tarn
Tag 13: Millau - La Palhere
Tag 14: Villefort
Tag 15: Ardèche - Le Cheylard
Tag 16: Cheylard - Les Eymes
Tag 17: Grenoble - Lac Annecy
Tag 18: Annecy
Tag 19: Annecy - Saint Hippolyte
Tag 20: Saint Hippolyte - Lörrach
Tag 21/22: Autozug - Kiel - Fazit
Platzhalter Motorradreise Auvergne Frankreich
Platzhalter Motorradreise Auvergne Frankreich
Platzhalter Gute Nacht sagen
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Nach Belgien

"Was möchtest du gerne zum Frühstück haben?", will Funny wissen. "Was immer die nächste Tanke im Angebot hat", strahle ich sie fröhlich an. Heute morgen will ich die Gastgeberin sein und Funny auf eines meiner geliebten Tankstellen-Frühstücke einladen.

Landstraße

Auf einer Tankstelle zu frühstücken ist genial: Man kann prima parken, ist immer korrekt gekleidet und es gibt Kaffee und Brötchen. Dauernd kommen Leute zum Tanken, manche stellen sich erschütternd ungeschickt an, was einen hohen Unterhaltungs­wert hat, treten zum Bezahlen noch einmal persönlich auf und man selbst hat einen Platz in der ersten Reihe.

Kurzum, es gibt immer etwas zu sehen und man selbst muss nicht mehr tun, als Urlaub zu haben und die Show zu genießen.

Funny ist sofort einverstanden und kennt auch das passende Café: "Fahr mir einfach nach", ruft sie, klappt das Visier runter und lenkt ihre Honda entschlossen auf die Straße.

Kurz darauf stehen wir im Shop der großen ARAL Station in Lobberich beim Frühstück und besprechen die weitere Planung. Auf unserem Weg nach Belgien kommen wir bei Funnys Freundin Sudda vorbei, die ich schon ewig von ihrem Blog kenne und endlich mal persönlich treffen möchte.

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"Wir holen uns bei Sudda einen Kaffee ab und fahren dann über den alten Schmugglerpfad rüber nach Belgien", lautet Funnys Plan. Eine fette Wurstsemmel und zwei Becher Kaffee später sind wir unterwegs zu Sudda.

Die Route ist abwechslungsreich, aber auch ziemlich kompliziert und ich bin froh, dass ich nur hinterher zu fahren brauche. Nach dem fünften Abbiegen habe ich schon keine Ahnung mehr, wo wir sind. Irgendwo in Süddeutschland, nehme ich an, als Funny den Blinker setzt und unvermittet am Straßenrand stehen bleibt.

"Was ist denn? Etwas nicht in Ordnung?"
"Hier ist diese merkwürdige Tür, von der ich dir erzählt habe."

Wir stellen die Maschinen ab und Funny schaut sich das geheimnisvolle Portal zur Unterwelt an. Sie linst neugierig durch den Türspalt, aber viel ist nicht zu sehen und wir vermuten, dass es ein alter Eiskeller ist, eine Art Kühlschrank aus bäuerlicher Vorzeit.

Motorrad in der Kurve Schräglage

Jetzt ist es nicht mehr weit zu Sudda. Es ist immer merkwürdig, Leute zu treffen, die man bisher nur aus dem Internet kennt. Durch jahrelanges Tickern, Mailen und Kommentieren entsteht eine Vertrautheit, die im ersten Moment völlig fehlt, wenn man sich dann persönlich gegenüber steht.

Wie immer vor solchen Begegnungen, habe ich auch diesmal großes Lampenfieber. Wir begrüßen uns freundlich und distanziert zugleich, aber durch die Vorgeschichte in der Bloggerwelt ist das Eis nur dünn und nach wenigen Minuten sprechen wir schon ganz vertraut miteinander.

Suddas herzliche Art macht es mir leicht, mich wohl zu fühlen und ihre Kaffeemaschine, die aussieht wie ein kleines Raumschiff, tut das Übrige dazu.

Sudda hat ein sehr erfolgreiches Buch über das Abnehmen mit LCHF geschrieben. Nicht ohne Stolz denke ich an mein eigenes LCHF Erfolgsrezept, Svenjas Christstollen, dessen Geheimnis unter anderem darin liegt, dass ich die Korinthen weglasse.

Wir unterhalten uns so prima, dass ich völlig die Zeit vergesse. Erst als Funny mahnt, dass wir allmählich los müssen, wenn wir heute noch in Belgien die Zelte aufschlagen wollen, brechen wir ein wenig überhastet auf.

Es ist ein schwülwarmer Tag und ich bin überrascht, wie dicht der Verkehr auf dieser Strecke ist. Wir legen eine Pause ein und lassen die Fahrzeug­kolonne davonfahren. Das war schon immer mein Geheimrezept, wenn ich nicht alle überholen wollte: Eine kurze Pause und sich irgendwann wieder auf die leere Straße einfädeln.

Motorrad Pause machen

Wir sind beide froh, als wir schließlich die Hauptstraße verlassen und auf die Nebenstrecke zur belgischen Grenze abbiegen. Mit 70 bis 80 km/h cruisen wir gemütlich durch den schattigen Wald.

Ich bin ganz über­rascht, als wir an einem gelben Ortsschild mit rotem Rand vorbeifahren: Eupen. Das liegt schon in Belgien, oder?

"Sind wir denn schon in Belgien?"
"Schon lange"
"Ich hab gar keine Grenze gesehen."
"Ne, die sieht man hier auch nicht, aber seit die kleinen Schilder so anders aussehen sind wir schon in Belgien", erklärt Funny.

Motorrad im Wald

Der Schmugglerpfad führt bis nach Eupen. Kurz darauf fahren wir durch die Innenstadt und die Straße ist so schmal, dass wir dicht an den Tischen der Straßen­cafés vorbei­fahren.

Uns ist heiß und wir haben keine Lust anzuhalten und Eupen zu besichtigen. Jetzt wollen wir erstmal zu unserem Campingplatz und schnell raus aus den Motorradsachen.

Wir rollen auf den Platz vor der Rezeption und stellen die Motoren ab. Eine Frau in Jeans und T-Shirt kommt hinter dem Haus hervor und begrüßt uns freundlich. Es ist Claudia, eine der beiden Frauen, denen der Platz gehört.

Camping Wesertal

In der Rezeption ist es wunderbar kühl. "Oh, habt ihr eine Klimaanlage hier?"
"Nein", lacht Claudia, "das ist das alte Steinhaus, das ist im Sommer immer so kalt."

Zum Campingplatz Wesertal gehört auch ein kleiner Shop mit allerlei Spezialitäten und als ich das Weinregal entdecke, fällt mir siedend heiß ein, dass wir gar nicht eingekauft haben, weil Funny alles andere schon besorgt hat, unter anderem sogar Entrecote.

Claudia empfiehlt mir eine Flasche Rotwein, die hervorragend zu dem Entrecote passen soll, das in meinem Tankrucksack liegt. Kurz überlegen: Wein, Fleisch... Doch, ich hab alles, wir können die Zelte aufbauen.

Wein kaufen

Das Camp reicht bis hinunter an den Fluss, der hier leichte Stromschnellen hat und man kann sein Zelt ganz dicht am Ufer der Weser aufstellen.

"Die Weser?", frage ich verwundert.
"Nicht die Weser aus Deutschland. Dies ist die Vestre, zu deutsch Weser", erläutert Claudia.

Funny findet den Gedanken gut, unten am Fluss zu zelten, aber dann lässt sie sich doch vom flauschigen Rasen auf dem Platz überzeugen. Am Ufer wächst kein Gras und das Rauschen des Wassers wird irgendwann so penetrant, dass man entweder nicht schlafen kann, oder dauernd zum Lokus rennen muss.

Zelt aufbauen

Sowie die Zelte stehen, starten wir zu einer Platzrunde. Ich mag das, wenn das Lager eingerichtet ist, in Ruhe über den Campingplatz zu schlendern, alles anzuschauen und ein paar Fotos zu machen.

Die Waschhäuser sind absolut premium. Das sieht man nur selten und außerdem gibt es einen Wintergarten für die Gäste mit Büchern, Spielen und sogar einer Kaffeemaschine. Ein prima Rückzugsort für Zeltcamper, falls es einmal länger regnet. Der Campingplatz gefällt uns beiden richtig gut.

Gegen Abend stellen wir die Campingküche auf die flache Mauer, die unser Lager begrenzt. Ich bin etwas schlapp. Vor ein paar Tagen habe ich noch mit einer fetten Erkältung im Bett gelegen und bin aus dem Nachthemd direkt in die Motorrad­sachen gestiegen.

Picknick

Wo könnte man besser gesund werden, als im Zelt, sage ich mir und schenke noch etwas Rotwein in den kleinen Metallbecher, der sonst außen an meinem Gepäck hängt.

Tatsächlich regt der schwere Wein den Kreislauf an und Entrecote war schon immer DIE Kraftquelle auf allen meinen Reisen.

Wir sitzen auf der Mauer, essen und trinken, Pieps ärgert Özlem und unsere Gespräche sind so ruhig und vertraut, als ob wir schon lange unterwegs wären.

"Oh, es fängt an zu regnen."
"Quatsch" sage ich und halte die flache Hand nach oben, aber Funny hat recht, es regnet.

Wir retten hastig unsere Sachen und gehen gemeinsam abwaschen. Sogar die Spülküche ist auf diesem Campingplatz erstklassig.

Wir sind beide etwas geschafft von diesem Reisetag und verziehen uns in unsere Zelte. Ich bin gar nicht traurig, dass es jetzt regnet, das macht es bloß noch gemütlicher im Schlafsack.

Allein das Gute Nacht sagen dauert heute länger als gewöhnlich...

zum nächsten Tag...

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Svenja Svendura EndurowandernMade by Svenja Svendura on Apple iMac with Panic Coda and Photoshop Elements.