Zwischen den großen Seen
So ein schöner Morgen, freue ich mich auf dem Rückweg vom Waschhaus. Vielleicht wird es wieder einer dieser klassischen Pippi Langstrumpf Sommertage in Schweden. Welch ein unglaublicher Kontrast zum harten, kargen Norwegen das ist.
Mit neunzig gleite ich durch die tiefen schwedischen Wälder dahin. Ich brauche nicht ständig neue, aufregende Kurvenstrecken, um Spaß am Motorradfahren zu haben, ich mag auch das ruhige Dahingleiten auf der Landstraße. Der Einzylindermotor der Kawasaki dreht knapp sechstausend Touren und schneller darf man hier auch gar nicht fahren.
Immer wieder halte ich an und schaue auf die Karte und den Kompass. Muss ich hier schon abbiegen? Der Ort auf dem Schild ist in der Karte nicht eingezeichnet und bei der kleinen Straße bin ich mir nicht sicher, es hätte auch die davor sein können.
Je weiter nach Norden man kommt, desto eher findet man diese schönen Pisten durch die Wälder und nördlich der großen Seen, Vänern und Vättern, gehören sie immer häufiger zum gewohnten Straßenbild. Sie sind einfach zu fahren, eine Enduro braucht man dafür nicht.
Etwas entnervt durch das Herumstochern im Gewirr der Nebenstraßen, bin ich froh, als die Piste an der E18 endet. Es macht keinen Spaß zu navigieren, wenn die Karten das nicht hergeben und außerdem habe ich einen Orientierungssinn wie Kelly Bundy.
Als ich nach hundertachtzig Kilometern Asksersund erreiche, erkenne ich sofort das gelbe Holzhaus an der Brücke wieder, das Wärdshus, Wirtshaus.
Die Enduro lasse ich auf der Tankstelle zurück und schlendere mit dem heißen Brot in der Hand über die Brücke nach Askersund hinein. Ein alter Segler, der mir schon beim letzten Mal aufgefallen ist, liegt unterhalb der Hafenbrücke am Kai.
Stattdessen würde ich gerne einmal wieder etwas mit Sauce essen, ja, ich bin plötzlich ganz verrückt nach Sauce und beschließe spontan, einen veganen Tag einzulegen. Ich nehme einen Joghurt, ein Körnerbrötchen und zwei Dosen Bier aus dem Regal und mache mich auf die Suche nach irgend etwas mit Sauce. Da! Die Riesendose Gulasch sieht lecker aus, bestimmt ist da viel Sauce drin. Zufrieden trage ich meinen Einkauf zur Kasse.
Tatsächlich, das Zelten ist eine Ware, die man an der Kasse zusammen mit Wurst und Käse aufs Laufband legt und bezahlt. Nur dass es in meinem Fall eine weitere Dose Bier ist, weil ich nicht sicher bin, ob ich mit den Beiden auskomme, die ich schon gekauft habe. Immerhin ist heute veganer Tag mit Sauce.
Ich gehe zurück auf den Campingplatz und mache mich daran, das Lager aufzustellen. Außer mir steht nur ein holländisches Pärchen mit seinem Wohnwagen auf Tidaholms Camping, so dass ich meinen Platz frei wählen kann.
Ich lege das Kindle beiseite und schließe für einen Moment die Augen. Es ist wunderbar, unter freiem Himmel im Gras zu schlafen und ich werde erst wach, als Regentropfen auf mein Gesicht fallen.
In Windeseile raffe ich alles zusammen und verschwinde im Zelt. Es ist nur ein kleiner Schauer, der bald vorüberzieht, aber inzwischen ist Wind aufgekommen und das Gras ist auch zu nass, um weiter draußen zu sitzen.
Ich stelle den Kocher auf und nehme die Konservendose. Mit dem Messer stanze ich mehrere Schlitze nebeneinander in den Deckel, solange bis ich ihn ein Stück aufbiegen und den Inhalt in die Pfanne gießen kann.
Es dauert gar nicht lange, bis es in der Pfanne appetitlich zu blubbern beginnt. Endlich was mit Sauce, denke ich, auch wenn eine gewisse kleine Maus noch etwas skeptisch ist.
Mit dem Brötchen wische ich auch den letzten Rest aus der Pfanne auf und trinke zufrieden ein Bier dazu. Den Joghurt lasse ich mir für heute Abend, wenn ich im Schlafsack liege und lese. Jetzt werde ich erst einmal abwaschen gehen. Bis morgen, Welt...
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Das war kein besonders interessanter Reisetag, aber er hat trotzdem Spaß gemacht.