Tag 8 - Ballachulish - Isle of Skye
Vier Millimeter, so dick sollte der Bacon für ein gutes Frühstück geschnitten sein und dieser hier ist perfekt. Auch wenn ich es nur ungern zugebe, aber was das Frühstück angeht, da stinkt Zelten gegen B&B mächtig ab.
Heute will ich mit der Fähre auf die Hebriden übersetzen, eine Inselgruppe vor der Nordwestküste Schottlands. Dort habe ich mir an der Nordspitze der Isle of Skye einen prima Campingplatz gestreetviewt. Ich hoffe nur, dass es nicht zu windig wird, denn die Hebriden garantieren angeblich außer Regen auch ständigen starken Wind.
Heute morgen in Ballachulish ist das Wetter prima. Ein klarer sonniger Tag bei 11° C. Nur zwölf Meilen weiter in Fort William sieht der Himmel dagegen dramatisch aus. So leicht lasse ich mich aber nicht mehr täuschen und die Regenkombi bleibt vorerst im Gepäck.

Je weiter ich in das schottische Hochland komme, desto mehr fallen mir die zweisprachigen Schilder in englischer und gälischer Sprache auf.
Auf den Hebriden sprechen viele Einwohner gälisch und alle offiziellen Schilder sind daher zweisprachig ausgeführt. Um diese keltische Sprache zu verstehen nützt mir Englisch wenig. Aber natürlich wird dort auch Englisch gesprochen.
Die Road to the Isles führt nach Nordwesten und wieder habe ich den kalten Seewind von vorn. An den vielen langen Steigungen schalte ich zwei Gänge herunter bis in den vierten Gang, aber schneller als 55 mp/h darf ich hier sowieso nicht fahren und ich halte mich daran.
Irgendwo unterwegs an der Road to the Isles
Der Hafen in Mallaig an der Westküste Schottlands
"Do I really need a reservation?", frage ich ungläubig, denn mit dem Motorrad kommt man doch sonst auf jede Fähre, wenn nicht gerade Kabinenzwang herrscht.


Zum ersten Mal erlebe ich, dass eine Decksmannschaft die Motorräder festmacht und nicht die Biker selbst für das Sichern der Ladung verantwortlich sind.
Einer der Stauer verzurrt die Green Cow an Deck mit wenigen sparsamen Handgriffen und ich sehe ihm gerne dabei zu.
Die Überfahrt verbringe ich auf dem Oberdeck und halte Ausschau nach der Isle of Skye.
Als kurz darauf in der Ferne aus dem Dunst eine Insel auftaucht, wird mir sofort deutlich, weshalb die Hebriden als Wetterküche bezeichnet werden, denn eine dramatisch brodelnde Wolkendecke liegt über der Insel und sieht jeden Zentimeter nach Regenkombi und beschlagenem Visier aus.
Für einen Moment bin ich versucht, aus vollem Hals "Land in Sicht!" zu brüllen, aber vielleicht haben die Jungs auf der Brücke das selbst schon gesehen und ich mache mich nur lächerlich. Deshalb verzichte ich darauf.
Es wird Zeit zum Fahrzeugdeck zu gehen, wo die Stauer die Motorräder bereits losgemacht haben. Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis wir in Armadale anlegen.
Isle of Skye
In Broadford halte ich an einer großen Tankstelle mit einem CoOp Supermarkt und kaufe mir zwei Ribeye Steaks vom Scottish Angus Beef und eine Flasche Firsty Ferret. Beides lässt sich prima noch im Tankrucksack verstauen.
Isle of Skye, Single Track Road durch karge Landschaft

Große blaue Schilder am Straßenrand verkünden, dass diese Straßen von der Europäische Union finanziert worden sind.
Unzählige Male halte ich zum Fotografieren an und besonders die Wasserfälle begeistern mich.
Kurz darauf fängt es so überraschend zu regnen an, dass ich in einer Blitzaktion wieder die Regenkombi anziehe. Wetterküche, sag ich doch...
Isle of Skye, Old Man of Storr
Isle of Skye, Steilküste nahe Staffin

Ungeduldig dränge ich mich an der Absperrung ganz nach vorn, um einmal freie Fotosicht auf den Wasserfall zu bekommen. Nee, das ist doof hier mit soviel Menschen und ich fahre weiter.
Eine Meile weiter liegt die Staffin Campingsite, wo ich heute zelten wollte. Der Platz gefällt mir aber doch nicht so gut wie im Internet. Zuviel weiße Ware, dazwischen komme ich mir mit dem Zelt ja ganz verloren vor.
Nein, ich fahre einfach solange weiter, bis ich einen Campingplatz finde, der mir besser gefällt. Es ist ja auch erst 14 Uhr.
Inzwischen ist es erstaunlich warm geworden und ich kann die Regenkombi endlich wieder ausziehen. Entgegen dem Uhrzeigersinn fahre ich auf der Küstenstraße um die Nordspitze der Insel herum.
Isle of Skye, Nordküste mit Blick auf die Äußeren Hebriden
Allmählich könnte ich einen Campingplatz und eine Tankstelle gebrauchen. Hinter einer Bergkuppe sehe ich eine kleine Ortschaft direkt an der Küste. Das muss Uig sein, wo die Fähre zur Isle of Lewis ablegt. Schon von oben erkenne ich eine kleine Tankstelle, die Uig Filling Station, wo es außer Benzin auch erstklassige Bacon Rolls gibt.
Beim Bezahlen frage ich an der Kasse, ob es einen Campingplatz in der Nähe gibt und ich habe Glück. Gleich hinter der Tankstelle geht es rechts zur Uig Campsite, einer der wenigen Plätze, wo Zeltcamper bevorzugt behandelt werden, denn der schönste Teil des Platzes ist nur für Zelte reserviert. Tents Only heißt es auf einem verwitterten alten Schild.

Auf dem Kai am Fähranleger steht ein kleines Pub, die Bakur Bar. Sie wird gerne von den Dockarbeitern der Caledonian MacBrayne Reederei besucht, jedenfalls bin ich momentan die einzige Touristin.
Die Männer tragen Arbeitshosen, Flanellhemden und Sicherheitsstiefel. Mir ist etwas mulmig als ich mich an die Bar setze, aber die Jungs starren weiterhin trübe in ihr Bier und beachten mich überhaupt nicht.
Dafür ist die Blonde hinterm Tresen total freundlich und ich fühle mich gleich etwas wohler. Wenigstens bin ich nicht die einzige Frau in dem Schuppen.
Ich bestelle ein Lager und setze Pieps neben das Glas auf den Tresen. Zwei Barhocker weiter sitzt ein Typ und guckt erstaunt zu uns rüber. Als ich ihm MacPieps The Mouse vorstelle, geht sowas wie ein Lächeln über sein Gesicht und er erzählt mir dass er Ian heißt, aus Edinburgh kommt und hier am Dock arbeitet. Er sei jeden Abend hier, ob ich öfter...? Nein, bin ich nicht. Wenigstens bringe ich ihn dazu, ein Foto von uns Dreien zu machen, von Pieps, dem Bier und von mir.
Nach dem zweiten Pint verschwinde ich aus der Bakur Bar und gehe zurück ins Camp, um die Ribeye Steaks zu braten. Das Scottish Angus Beef ist wirklich das beste Fleisch, das ich je gegessen habe. Nur das Amerikanische Entrecote von PLAZA in Kiel kann da noch mithalten, aber das kostet auch 55 € pro Kilo.
In der Rezeption erfahre ich, dass hier auch B&B angeboten wird und sich Camper für 5 £ ins B&B Frühstück einkaufen können. Ich zahle 5 £ und habe morgen früh um acht im guesthouse ein date mit Black Pudding...
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