Tag 17 - Peebles - Osmotherley
Es ist kalt heute morgen. Zum Glück habe ich daran gedacht, meinen BH über Nacht mit in den Schlafsack zu nehmen. Einmal habe ich das vergessen und beim Anziehen sofort die Schnappatmung bekommen. Es ist erstaunlich, wie kalt die Biester über Nacht im Zelt werden.
Kopfschüttelnd gehe ich weiter und frage mich, welcher Blindfisch sich im Schlaf das Essen klauen lässt, ohne was zu merken.
Der Waschraum in der Burg ist mollig warm. Ein kleiner elektrischer Heizlüfter arbeitet dort rund um die Uhr auf höchster Stufe. Sein Stromverbrauch in einer Saison dürfte ungefähr dem des Saarlandes entsprechen. Wow, hier lohnt sich die Anreise schon zum Duschen.
Nachdem ich die Regenkombi ausgezogen habe, setze ich mich in den Riverside Tearoom und bestelle ein Full English Breakfast. Das Frühstück ist echt klasse, nur der Black Pudding trifft heute nicht meinen Geschmack, weil er wie ganz normale Blutwurst schmeckt und zu wenig Graupen drin sind.
Meine Güte, war das lecker. Das ist kein Vergleich zu der bekannten Pausenkombi aus Tankstelle und McDonalds, wie ich sie aus Deutschland kenne. Zufrieden fahre ich weiter und die Regenkombi lasse ich im Gepäck.

Dummerweise ist heute Freitag und in der kleinen Rezeption drängen sich schon ein halbes Dutzend Urlauber, die fürs Wochenende einchecken möchten.
Englische Familien fahren gerne übers Wochenende zum Campen, so dass die Plätze Freitags oft ausgebucht sind und man auch deutlich mehr für die Übernachtung zahlen muss. Aber das erfahre ich erst in fünf Minuten...

"So, how many persons?"
"Just me, the motorbike and a small tent."
"That's 20 pounds then."
"What...?!", rufe ich eine Spur zu laut, so dass auch andere Gäste auf unser Gespräch aufmerksam werden.
"Wow, that's brave. I'm on my way through England and Scotland for nearly three weeks now and I hardly ever paid more than eight pounds."
Ich bin aufgebracht und genieße inzwischen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Neuankömmlinge in der Schlange hinter mir, die interessiert zuhören.
Wie ich später im Fettnäpfchenführer Großbritannien lese, ist mein Verhalten absolut daneben. In England bringt man seine Beschwerde nicht aggressiv und direkt vor, sondern formuliert sie zurückhaltend höflich und streut so oft es nur geht "Excuse me, but..." ein.

Der letzte Hering steckt noch nicht im Boden, als es wieder zu regnen anfängt, aber jetzt kommt mir das gerade recht, um mich in mein Zelt zu verkriechen und den Reißverschluss von innen zuzumachen.
Es regnet den ganzen Abend über und ich mache es mir im Zelt gemütlich. Die Beine im Vorzelt, sitze ich auf meiner Therm-A-Rest und brate ein richtig tolles Abendessen aus Rumpsteaks vom Schaf und einem Entrecote.
Als gegen 22:30 Uhr die letzten Kinder in den Zelten verschwunden sind und auf dem Platz endlich Ruhe einkehrt, lege auch ich mich endlich schlafen.
Der teuerste Campingplatz meiner Reise ist zugleich der ätzendste und ich bin froh, wenn ich morgen früh hier weg bin. Aber wenigstens habe ich den Hadrianswall gesehen...
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