Tag 23 - Heimkehr und Fazit
Abgerutscht, Mist. Jetzt habe ich mir einen fetten schwarzen Strich auf die Nase gemalt. Gar nicht so leicht, sich bei diesem Seegang zu schminken, ohne ein Auge zu verlieren, oder mit den Kajalstrichen auszusehen wie ein Marine Sergeant.
Dabei habe ich prima geschlafen, weil es im Ärmelkanal so schön geschaukelt hat, aber jetzt verkeile ich mich so gut es geht in dem winzigen Bad vorm Spiegel, repariere den kleinen Schminkunfall und beende damit die Morgentoilette.Die Zeit bis zum Anlegen in Esbjerg vertreibe ich mir im Lighthouse Café, wo ich mit dem iPod meine E-Mails checke und die letzten Eintragungen ins Tagebuch mache. Als die Fahrzeugdecks geöffnet werden, bin ich eine der Ersten, die ihre Maschine klarmacht und ungeduldig darauf wartet, endlich über die steile Rampe an Land fahren zu können.
In Esbjerg lasse ich im Stadtverkehr durch ein ebenso geniales, wie hirnrissiges Überholmanöver sämtliche anderen Fahrzeuge der Fähre hinter mir und düse bei dunkelorange als Erste hinaus auf den Zubringer der Schnellstraße. Manchmal habe ich so meine Aussetzer.
An der großen Pølserbude in Ribe halte ich an und krame den Inhalt meiner Hosentaschen hervor. Zwischen Krümeln, Fusseln und einem zerknitterten Tankbeleg liegen gerade genug Münzen, um zwei leckere, dänische Hotdogs mit Röstzwiebeln zu kaufen, die ich mit Heißhunger in mich hineinwolfe und dabei Tisch, Mund und Finger total einsaue. Als wahrer HotDog Profi hatte ich mir natürlich eine Extraportion Servietten aus dem Spender am Tresen gerissen, mit denen ich jetzt hingebungsvoll mein MakeUp verschmiere. Ups, vergessen...
In Flensburg betanke ich die Green Cow mit dem guten ARAL Ultimate 102 und mache mich auf den Heimweg nach Kiel. Kurz vor der Schleifähre Missunde ziehen dunkle Wolken auf und in Eckernförde muss ich kurz anhalten, um ein letztes Mal auf dieser Reise die Regenkombi überzuziehen.
Zuhause wartet meine Freundin Claudia mit dem Grill und einer Riesentüte bester amerikanischer Entrecotes auf mich. Während wir auf meinem Balkon sitzen, Steaks atomisieren und alkoholfreies Weizenbier trinken, sprudeln die Erlebnisse der letzten drei Wochen nur so aus mir heraus und wir reden und lachen bis tief in die Nacht hinein.
Fazit
Während dieser Reise habe ich mich verliebt. In England, in Schottland und in vieles von dem, was diese wunderbare Insel ausmacht.
Verliebt in die Schönheit und Einsamkeit der schottischen Highlands, in englische Tearooms, in Baconrolls, die Yorkshire Dales, die rauhe Westküste, den Atlantik, in alte, rostige Landrover, full english Breakfast und in die spleenigen Briten, die so verrückt und charmant sein können.Es gibt noch soviel zu entdecken und ganz, ganz Vieles, das ich unbedingt wiedersehen möchte. Ich komm wieder, keine Frage...
Die KLX250 hat sich auch auf dieser Reise über 4.533 km prima bewährt. Mit Tankrucksack und Gepäckrolle ist sie gut zu beladen und bleibt auch dann noch leicht und handlich. Der kleine Benzintank relativiert sich durch den geringen Benzinverbrauch und selbst in den Highlands habe ich nie die Reserveleuchte gesehen. Trotzdem war es sehr beruhigend, den 1,5 Liter Reservekanister dabei zu haben, den Claudia mir für die Reise geschenkt hat.
Der Recall
Perfekt war:
- Verpflegung mit auf die Fähre zu nehmen- das neue Outdoor Handtuch aus Mikrofaser (eines reicht völlig aus)
- das Airhawk Kissen
- meine neue Isomatte Therm-a-Rest Trail Lite L
- die Thermoleggings zum Fahren und Schlafen
- meine Küche (Kocher, Pfanne, kleiner Plastikteller, Öl und Gewürze)
- die kleinere meiner beiden Ortlieb Taschen zu nehmen (Rack Pack L)
- meine Regenkombi
Gefehlt hat:
nichts, ich hatte alles an Bord.Überflüssig war:
- die Radlerhose, (seit ich das Airhawk habe, brauche ich sie nicht mehr)- die Keilpumps (die Ballerinas hätten gereicht)
- das Minikleid (hab ich nicht einmal angezogen)
- ein Minirock zuviel
Verbesserungswürdig war:
- mein Zelt, es ist am Ende und muss ersetzt werden- meine Motorradstiefel sind durchgelaufen, ich brauche neue
- eine wasserdichte Kamera wäre besser
- mein Moleskine ist vollgeschrieben, ich brauche ein neues :-)
Gedankensplitter - Was mir sonst noch aufgefallen ist:
- die Autofahrer in Großbritannien fahren äußerst rücksichtsvoll- die Angestellten in den Geschäften sind nicht übermäßig freundlich
- niemand sagt "Guten Appetit". Die Bedienung stellt das Essen oft wortlos hin und geht
- es gibt viele Vögel, besonders Fasane, Enten und Rebhühner
- in Schottland wächst jede Menge Ginster und Rhododendron
- in Tearooms kann man toll frühstücken
- der Luftdruckprüfer an Tankstellen ist mit Münzeinwurf
- reichhaltiges Frühstück, gutes Fleisch, aber mieser Kaffee
- Coleslaw sollte man unbedingt probieren
- in Pubs ist es viel netter als in Eddies Bierschwemme zuhause
- schottische Banknoten werden in England nicht gerne angenommen
- alleine kriegt man schwer ein B&B, wenn die keinen Single Room haben
- in den Highlands unbedingt auf die Sonntage achten, dann hat alles zu
- Supermärkte in England sind auch Sonntags geöffnet
- ich mag Haggis
- Midges gibt es nicht, sie sind ein Mythos. In 23 Tagen habe ich keine einzige gesehen...
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