INHALTSVERZEICHNIS
Tag 1: Kiel - Esbjerg
Tag 2: Harwich - Wisbech
Tag 3: Wisbech - Pocklington
Tag 4: York - Hardknott Pass
Tag 5: Eskdale - Carsphairn
Tag 6: Carsphairne - Dunoon
Tag 7: Dunoon - N.Ballachulish
Tag 8: Ballachulish - Isle of Skye
Tag 9: Uig - Applecross - Gairloch
Tag 10: Gairloch - Scourie
Tag 11: Scourie - Durness
Tag 12: Durness - Fort Augustus
Tag 13: Fort Augustus
Tag 14: Ft.Augustus - Ballater
Tag 15: Ballater
Tag 16: Ballater - Peebles
Tag 17: Peebles - Osmotherley
Tag 18: Osmotherley - Pocklington
Tag 19: Kilburn, White Horse
Tag 20: Pocklington - Gt. Carlton
Tag 21: Gt. Carlton - Gt. Yarmouth
Tag 22: Gt. Yarmouth - Harwich
Tag 23: Heimkehr und Fazit
Fort Augustus Ballater

Stravaigers Lodge

Whisky Trail

Sheridan Butcher Ballater

CoOp Receipt

Toilet Access Code

Heinz Beanz

Flake Allure


Tag 14 - Fort Augustus - Ballater

Enduro in den Highlands Wenn ich die Übernachtung in der Lodge mit der in einem belie­bigen B&B vergleiche, dann sind 25 £ für den Bunkroom echt frech. Das Zimmer ist winzig klein, das Gemein­schaftsbad liegt im Gang und zum Frühstück gibts Hühner­futter mit H-Milch und Nescafe. Never again...

Ich schütte den halb ausgetrunkenen Pulver­kaffee in den Ausguss, spüle die Tasse aus und mache mich endlich auf den Weg.

In Fort Augustus setze ich mich in die Scots Kitchen und bestelle frischen Kaffee mit drei Scheiben Toast und Butter. Der Ruhetag in der Lodge war nicht das Richtige für mich. Ich schlafe lieber im Zelt, weil ich mich dort nicht als Gast fühle und immer irgend etwas zu tun ist. Außerdem ist das Essen um Längen besser.

Cattle Grid

Als ich kurz darauf am Ostufer des Loch Ness in Richtung Inverness fahre, bin ich froh, endlich wieder auf dem Motorrad zu sitzen. Die ersten Kilometer lasse ich die Green Cow so richtig fliegen und wir heizen über die Cattle Grids, ohne Gas wegzunehmen. Nur ein lautes "Rrrrmpf" ist zu hören, wenn wir eines der 2 m breiten Gitter über­fahren.

Wald am Loch Ness

Nach einer halben Stunde komme ich an einem wunder­hübschen Café vorbei. Ich wende die Maschine und fahre zurück. Das Waterfall Café gehört zu Foyers und liegt mitten im Wald. Seinen Namen hat es von den Foyers Falls, die in einer Schlucht gegen­über liegen.

Waterfall Café Foyers

Beim Öffnen der hölzernen Eingangstür erklingt ein kleines Glöckchen über meinem Kopf. Der Raum ist mit dunklem Holz geschmack­voll eingerichtet, was durch zwei Kronleuchter an der Decke noch unterstrichen wird.

Beschreibung "Good morning. I'd like to have coffee, please." gebe ich meine Bestellung auf.

"You'd like to have filter coffee?" Erst jetzt fällt mein Blick auf die Kaffeemaschine hinter dem Tresen. Es ist eine ganz gewöhnliche Haushalts­kaffee­maschine, aber hier ist sie etwas Besonderes, weil Kaffee sonst häufig Nescafé bedeutet.

Ich mache eine freundliche Bemerkung über das schöne Café und frage, ob ich das Regal mit den Büchern fotografieren darf.

Es ist ein Book Swap, ein Bücher­tausch, wie ich ihn in England schon mehrfach gesehen habe. Man kann die Bücher tauschen, oder bezahlt 1 £ pro Buch. Der Erlös kommt wohl­tätigen Zwecken zugute. Sogar in einer Tank­stelle habe ich solch ein Book Swap Regal schon entdeckt. Eine tolle Idee!

Nach einem kurzen Smalltalk trage ich das Tablett mit dem Kaffee hinaus auf die Terrasse. Welch ein wunder­schönes Gefühl es ist, Urlaub zu haben, an diesem Morgen hier zu sitzen, Kaffee zu trinken und dabei auf den Wald und mein Motorrad zu glotzen. Oh, ich liebe es.

Urwald Schottland
Urwald in Schottland am Loch Ness

Von Foyers fahre ich auf kleinen Straßen, die kaum mehr sind als befestigte Feldwege, weiter am Loch Ness entlang und ich habe einige Mühe, zurück auf die Hauptstrecke zu finden. Die Wege sind alle in meiner Karte verzeichnet, aber ich muss häufig anhalten, um einen Blick auf das Karten­fach im Tankruck­sack zu werfen und mich neu zu orientieren.

Ginster am Loch Ness

In dem kleinen Dorf Carrbridge tanke ich erneut voll. Neben der Tankstelle verläuft ein Bach, der von einer uralten Steinbrücke überquert wird. Es ist eine 300 Jahre alte Packhorse Bridge, eine Brücke für Packpferde also. Diese Brücken sind nur ein Pferd breit und wurden ohne Geländer gebaut, damit die Packtaschen der Pferde nicht hängenblieben.

Old bridge in Scotland
Die Packhorse Bridge in Carrbridge

Ich möchte heute noch bis nach Ballater fahren und halte mich deshalb nicht länger auf, als ich zum Tanken und Fotografieren benötige. Auf dem Weg nach Süden fahre ich über ein Hochplateau in den Grampian Mountains. Die Land­schaft, die Kälte und der Wind erinnern mich sehr an die Fahrten übers Fjell in Norwegen 2007.

Grampian Mountains Lecht Ski Area

Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, nach den langen, einsamen Kilometern durch die High­lands plötzlich wieder in eine Ortschaft zu kommen. Die belebte Main Street in Ballater mit ihren vielen kleinen Geschäften und dem Park voll bunter Blumen und einer alten Kirche darin, gefallen mir auf Anhieb. Wie in Durness, so kommen auch in Ballater die Menschen von weit her, um hier ihre Einkäufe zu erledigen.

Ballater CoOp

Ich stelle die Green Cow farblich passend vor dem CoOp-Laden ab und sehe mich um. Einige Häuser weiter entdecke ich einen Schlachter, Sheridan, High Class Butcher, wo ich mir zwei große Ribeye Steaks mit vertrauen­erweckend aussehenden Fettaugen kaufe.

Den Rest besorge ich bei CoOp und verstaue den gesamten Einkauf im Tankrucksack: Zwei RibEyes, eine Dose Baked Beans, ein Bier und einmal Flake Allure von Cadbury. Falls es ein perfektes Dinner für Svenja auf Reisen gibt, dann ist es dieses.

Nasses Zelt

Am Ortsrand von Ballater betreibt die örtliche Kreisverwaltung, das Aberdeen Shire Council, einen öffentlichen Camping­platz. Der Ballater Caravan Park liegt am Ufer des River Dee und man kann von dort aus bequem zu Fuß ins Dorf gehen.

Campingplatz Ballater

Als ich mein Zelt aus dem Ortliebsack auf den Rasen schüttele, klatscht es als nasser, bunter Klumpen ins Gras. Da ist noch jede Menge Liquid Sunshine aus Fort Augustus drin, aber sowie ich das Zelt aufgebaut habe, trocknet es innerhalb weniger Minuten in der Sonne.

Reading a book in the Sun Inzwischen ist es total warm geworden und ich tausche die Motorradsachen gegen einen Jeans­mini, Shirt und Ballerinas. Jetzt will ich Contest weiterlesen. Ich muss unbedingt heraus­kriegen, welcher von den Außerir­dischen den Kampf gewinnt. Das Buch ist gerade so mega spannend.

Kennt ihr das schöne Gefühl, mit einem Buch in der Sonne zu liegen, es mit einem Arm in die Wolken zu halten und dabei zu lesen? Das ist ein absolut perfekter Tag heute.

Gerade als ich an der Stelle bin, wo das Rie­sen­monster erwacht und der Doktor mit seiner Tochter in den Fahrstuhl­schacht flieht, höre ich ein Motorrad. Ausgerechnet jetzt! Aber natür­lich bin ich neugierig und gucke.

Ein kleiner zarter Mensch auf einer BMW GS650. Zuerst denke ich an eine Frau, aber nein, es ist Terry aus Sheffield. Terry ist 79 Jahre alt und noch immer auf seiner Enduro mit Zelt und Schlafsack unterwegs. Er ist sofort mein Hero, denn damit ist für mich die Frage beantwortet, wieviele Jahre ich auf diese Art noch reisen kann.

Ballater Campsite

Während Terry sein Lager aufstellt, verschwinde ich im Waschhaus um den Renovier­ungs­stau der vergang­enen Tage zu beheben. Mein gesamtes Wasch- und Repairzeug und sogar die kleine Tube Haarkur, die ich mir bei Rossmann in Kiel gekauft habe, begleiten mich in die Dusche. "Heute bist du dran, Baby.", denke ich, denn meine Haare sind schon total strohig und trocken. Waschen reicht da nicht, die müssen zur Kur.

Svenja in Ballater

Nach einer guten Stunde und einer halben schwebe ich in einer Duftwolke von Jil Sander frisch geduscht, gepflegt, enthaart und gecremt zurück zum Zelt.

Cooking in the tent

Nach dem Abendessen unterhalte ich mich mit Terry. Er ist wirklich ein feiner Kerl, nur mein Name bereitet ihm einige Schwierig­keiten, weshalb ich für ihn "Svenska, the police lady" bin. Im Übrigen teilt er mein Misstrauen gegen Goretex und bringt es in einem einzigen Satz genial auf den Punkt: "It just delays the time when you get wet."

Etwas später am Abend wird Terry unruhig, weil er unbedingt noch ins Pub will und er fragt mich, ob ich ihn begleite. Nein, heute werde ich passen, was sich am nächsten Morgen als klug herausstellt, weil Terry kaum aus seinem Zelt heraus­findet, so verkatert ist er. Typisch Jungs eben...

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Svenja Svendura Panic Coda iMacMade by Svenja Svendura on Apple iMac with Panic Coda and Photoshop Elements.